Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / Seite 111

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15.00.13 Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend 2005 – Schwärzestes Jahr für Frauen auf dem Arbeitsmarkt (742/A) (E)

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 742/A (E).

Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Begründung

Die Regierung Schüssel hat frauenpolitisch versagt. Seit ihrem Antritt im Jahr 2000 hat sich die Lage der Frauen in Österreich dramatisch verschlechtert. In sämtlichen Bereichen – Arbeitslosigkeit, Beschäftigungsquote, Pensionen, Einkommensgerechtig­keit, Wiedereinstieg, Frauenförderung – ist die Situation für Frauen in Österreich heute schlechter als vor 5 Jahren.

Besonders negativ hat sich die Situation für Frauen in den letzten 1½ Jahren auf dem Arbeitsmarkt entwickelt. Angesichts der jüngsten Zahlen über die Frauenarbeitslosig­keit herrscht Alarmstufe Rot. Die Arbeitslosigkeit bei Frauen stieg im November 2005 noch weiter, um 5,11% auf 120.308 Betroffene. Jene der Männer stieg im Vergleich dazu um „nur“ 3,55 Prozent. Dieser Trend zum wesentlich rascheren Wachstum der Frauenarbeitslosigkeit hält seit Mai 2004 ungebrochen an. Eine ernsthafte Beschäfti­gung mit dieser Tatsache und wirksame Maßnahmen gegen die rasante Zunahme der Frauenarbeitslosigkeit ist die Regierung schuldig geblieben. Die Bilanz der Regierung Schüssel fällt dementsprechend verheerend aus:  Zum Amtsantritt dieser Regierung im Jahr 2000 waren 86.804 Frauen arbeitslos, heute sind es bereits 120.308, das entspricht einem Zuwachs von 38,6%. Die Bilanz: Um 33.504 arbeitslose Frauen mehr. Unter der Kanzlerschaft Schüssel wurden an jedem einzelnen Tag 18 Frauen zusätzlich arbeitslos! Dabei sind jene Frauen, die an AMS-Schulungen teilnehmen, Kindergeld oder Sozialhilfe beziehen, nicht von der Statistik erfasst. Auch jene rund 72.000 Frauen, die laut Arbeitskräfteerhebung gerne erwerbstätig wären und derzeit als „haushaltsführend“ gelten, werden von der offiziellen Arbeitslosenstatistik nicht erfasst.

Eine Analyse der Datenlage nach den Kriterien von EUROSTAT ergibt eine saison­bereinigte Arbeitslosenquote – im Unterschied zu den österreichischen Statistiken –, dass Frauen in Österreich mit 5,2% Arbeitslosen bereits 2004 wesentlich stärker von betroffen waren als Männer (mit 3,9%).

Frauen sind am Arbeitsmarkt nicht nur verschärft von Arbeitslosigkeit betroffen, ihre Jobs finden sich im Regelfall in den niedriger qualifizierten Ebenen und in Branchen und Tätigkeitsbereichen, die durch schlechtere Arbeitsbedingungen gekennzeichnet sind als „Männertätigkeiten“. Die „Frauenbranchen“ – wie Handel, Tourismus, Pflege­berufe, Sozialberufe aller Art, geisteswissenschaftliche Tätigkeiten – sind gekenn­zeichnet durch belastende Arbeitszeiten, schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten, schlech­tere Gehälter und weniger Prestige als die „Männerbranchen“ – z.B. Baugewerbe, technische und naturwissenschaftliche Tätigkeiten. Hier steuert die Regierung nicht gegen, sondern fördert diese Tendenzen etwa durch unqualifizierte Werbung für Pflegeberufe, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im Handel und im Tourismus, u.v.m.

 


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