Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 132. Sitzung / Seite 78

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15.00.10Kurze Debatte über die Anfragebeantwortung 3360/AB

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zur kurzen Debatte über die Anfrage­beantwortung der Bundesministerin für Justiz mit der Ordnungszahl 3360/AB.

Die erwähnte Anfragebeantwortung wurde verteilt, sodass sich eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt.

Wir gehen in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten zukommt. Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundes­regierung oder zum Wort gemeldeten Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minu­ten dauern.

Die Debatte eröffnet Frau Abgeordnete Stadlbauer. Ihre Redezeit beträgt 10 Minuten. – Frau Kollegin, Sie sind am Wort.

 


15.01.04

Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Svetlana K. aus Russland erzählt:

„Mein Vater starb, als ich zwei Jahre alt war. Ich bin mit meinen beiden Brüdern bei meiner Mutter und meiner Großmutter aufgewachsen. Mein ältester Bruder fiel in Tschetschenien – er war gerade 19 Jahre alt. Sein Tod zerstörte meine Mutter; sie gab ihre Arbeit auf. Von da an lebten wir von der Rente meiner Großmutter und vom Kin­dergeld für meinen jüngeren Bruder.

In der Schule war ich zwar gut, aber die Ausbildung in Wirtschaft habe ich nach sechs Monaten abgebrochen. In dieser Zeit – ich war gerade 18 – habe ich Boris kennen gelernt. Er war auch Russe, und wir verstanden uns auf Anhieb gut. Wir trafen uns hin und wieder, und als wir uns genau drei Monate kannten, bot er an, mir in Österreich einen Job als Haushaltshilfe zu besorgen. Er kam oft auf Dienstreisen dorthin, kannte viele Leute und hatte gute Kontakte.

Für mich war das in dieser unklaren Phase ohne Arbeit und ohne Ausbildungsplatz eine gute Perspektive, also begleitete ich ihn. Ich hatte großes Vertrauen zu ihm, daher war ich überhaupt nicht auf das gefasst, was mich dann erwartete.

Wir wurden von einer Frau und zwei Männern abgeholt – gemeinsam verbrachten wir zwei Tage bei ihnen in der Wohnung. Boris sagte dann, er müsse weg, er käme mich in den nächsten Tagen holen.

Nach fünf Tagen war er immer noch nicht zurück. Die Frau brachte mich in eine andere Stadt in ein Lokal – ich dachte, ich könnte dort als Putzfrau arbeiten. Zwei Männer nah­men mich in Empfang.

Nachdem die Frau gegangen war, sagten sie, sie hätten für mich bezahlt und ich sollte für sie als Prostituierte arbeiten. Ich war entsetzt und sagte, ich würde das nicht tun. Da sperrten sie mich in einen Kühlraum im Keller. Sie sagten, wir begraben dich lebendig, wenn du nicht das machst, was wir wollen.

In der zweiten Nacht in diesem Haus kamen zwei Russen: Wir haben für dich bezahlt, wir dürfen mit dir die ganze Nacht machen, was wir wollen. – Für mich war das die schlimmste Nacht meines Lebens. Ich hatte wohl schon Sex gehabt, aber nicht mit fremden Männern und schon gar nicht so, dass mir ein Mann absichtlich wehtat und mich quälte. Das taten die beiden aber, und ich hatte das Gefühl, wenn ich weinte, machte es ihnen umso mehr Spaß.

 


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