Weiters haben die Opfer im Zuge ihrer Zeugenaussagen bei Ladungen die Möglichkeit, nicht die eigene Wohnadresse angeben zu müssen, sondern eine andere ladungsfähige Adresse wie zum Beispiel die von Opferschutzeinrichtungen zu nennen.
Sowohl in Österreich als auch EU-übergreifend und im südosteuropäischen Raum werden spezielle Trainingsangebote für Polizei, Sonderermittler, Justizbeamte und Konsularbeamte angeboten. Ebenso werden in diesen Regionen transnationale Strategie- und Aktionspläne entwickelt. Vorreiterrolle hat dabei Österreich, wie bereits von der Frau Bundesministerin erwähnt, durch die Einrichtung einer Task Force Menschenhandel. Sie bildet die zentrale Koordinationsstelle zur Bekämpfung von Menschenhandel unter Einbeziehung von NGOs.
Nationale Opferschutzstrategien haben bei allen Maßnahmen eine immense Bedeutung: angefangen von den bereits erwähnten Bestimmungen in Österreich, speziell für die Befragungen von Opfern ausgebildete Sicherheitsbeamte bis hin zu länderübergreifenden Maßnahmen zum Schutz der Opfer und ihrer Familien im Heimatland. Somit sind die Strategien umfassend anzulegen, indem sowohl Zielländer, Transitländer als auch Herkunftsländer zusammenwirken müssen.
Abschließend möchte ich bemerken, Menschenhandel, und Frauenhandel im Speziellen, ist menschenunwürdig und vehement abzulehnen. Die Regierungsparteien unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel beweisen durch die in den letzten Jahren gesetzten Maßnahmen und Kooperationen, dass – unter Wahrung aller Aspekte einer fairen Verhandlung und der Menschenrechte – der Schutz der Opfer immer im Mittelpunkt steht. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Dr. Partik-Pablé.)
15.27
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.
15.27
Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hatte vor ungefähr zwei Wochen die Möglichkeit, mit Helga Konrad, der Sonderbeauftragten der OSZE für Menschen- und Frauenhandel zu reden. Helga Konrad schätzt, dass bis zu 4 Millionen Menschen weltweit Opfer von Menschenhandel werden – Opfer, die dann sexuell ausgebeutet werden, die Sklavenarbeit verrichten, auch hier in Österreich, die in Schuldknechtschaft dienen, die zwangsverheiratet werden oder die Organe spenden müssen, obwohl sie das gar nicht wollen.
Etwa 700 000 Mädchen, und zwar immer mehr Mädchen, und Frauen werden verschleppt und werden in die Prostitution gezwungen. Der Gewinn aus diesem Geschäft liegt mittlerweile weltweit bei etwa 7 Milliarden US-Dollar – nur aus Zwangsprostitution. Und es gibt Menschen, die schätzen, dass Zwangsprostitution mittlerweile weltweit ein lukrativeres Geschäft ist als Waffen- oder Drogenhandel, einfach auch deswegen, weil eine Frau oftmals im Stundentakt verkauft werden kann.
Ich möchte noch hinzufügen, dass sich zum Beispiel in den Ländern, von denen hergeschleppt wird – Sie haben Moldawien erwähnt –, die Bevölkerungsstruktur radikal verändert. In Moldawien konkret fehlen etwa 10 Prozent der Frauen. Sie sind verschleppt, sind nicht mehr im Land – und das sollte uns wirklich alarmieren.
Alarmieren sollte uns ebenfalls jene Debatte, die gerade vor allem in Deutschland geführt wird. Im Jahre 2006 findet in Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Medien berichten jetzt schon zum Teil ein bisschen verschämt, zum Teil ein bisschen sensationslüstern, aber auch sachlich darüber, dass damit gerechnet wird, dass während dieser Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft wahrscheinlich 40 000 zusätzliche Visa für Sexarbeiterinnen ausgestellt werden. Ein großer Teil von diesen 40 000 Frauen wird nicht freiwillig kommen, sondern wird hergeschleppt werden.