Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 122

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bitte ich um Zustimmung zu dieser Gesetzesmaterie. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

14.54

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Leutner. Ich erteile es ihm.

 


14.54.35

Abgeordneter Dr. Richard Leutner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Ich glaube zunächst, dass es wichtig und richtig ist, dass sich der Bundesrat noch einmal durchaus mit Engagement – das kann man den Protokollen entnehmen – mit dem Aufenthaltsgesetz befasst hat. Warum? – Er will uns in diesem Zusammenhang noch einmal auf eines hinweisen, was den Arbeitsmarkt betrifft und uns allen ja Sorgen bereitet. Wir stehen einfach vor der Tatsache, dass Sicherungs­vorschriften für österreichische ArbeitnehmerInnen durch Flucht in Scheinselbständig­keit umgangen werden. Wenn man das nun auf Polen bezieht und die polnischen Billiglohn-Chefs, dann ist das bereits ein Phänomen, das in mehrere Tausend geht. Meine Damen und Herren! Das haben wir ja zu berücksichtigen.

Damit würde natürlich, wie auch die Wirtschaftskammer festgestellt hat, unserer Volkswirtschaft schwerer Schaden zugefügt und auch den Menschen, die oft in sehr menschenunwürdigen Verhältnissen beschäftigt werden. Wir müssen solche Entwick­lungen stoppen, denn wir brauchen nicht nur Sicherheit im Inneren, sondern wir brauchen auch Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt, auch diese müssen wir gewährleisten.

Kollege Kößl, es ist längst nicht mehr nur eine Herausforderung innerhalb der EU-Grenzen, sondern auch eine Herausforderung bei den so genannten Drittstaaten, die im Moment alle noch nicht bei der EU sind, aber ganz, ganz nah an unseren Grenzen.

Meine Damen und Herren von den Koalitionsparteien, wir haben Ihnen von Anfang an die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in allen Fragen des Aufenthaltsgesetzes ange­boten und deshalb in der Diskussion auch hier im Parlament die Initiative ergriffen. Wir sollten jedenfalls unser Möglichstes tun, damit diese Gefahren reduziert werden, und einfach jene Institution, meine Damen und Herren, die seit den fünfziger Jahren unbestritten die meiste Erfahrung in der Ausländerbeschäftigung hat, nämlich das AMS, in die Prüfungsverantwortung übernehmen, übrigens dann gemeinsam mit der KIAB.

Ich glaube, das war ein durchaus seriöser Vorschlag. Die Regierung ist ja ursprünglich dabei auch mitgegangen. Das aber – und das ist der Kern –, was Sie jetzt hier letztendlich an Gesetzesmaterien anzubieten haben, Kollege Kößl, ist eine Rolle rückwärts, die die Probleme ganz sicherlich nicht lösen können wird. Das ist ja der völlig verkehrte Ansatz, denn Sie werden mir ja zustimmen müssen, die inhaltliche Kompetenz, das Wissen um die entscheidenden Bereiche: Arbeitsmarktverträglichkeit, Umgehung des Ausländerbeschäftigungsgesetzes hat nicht die Fremdenpolizei, son­dern das hat eindeutig das AMS. (Abg. Kößl: Nein, das hat das AMS, aber das ist ja nicht ausgeschlossen!) Zu dem, was man jetzt hört – und ich höre ja, was aus den Ministerien kommt, quasi berufsmäßig –, dass alle Fälle und nicht nur die Zweifelsfälle, wie es im Gesetz im Prinzip vorgezeichnet ist, von der Fremdenpolizei dem AMS vorgelegt werden sollen, kann ich nur sagen, apropos Verwaltungsvereinfachung. Da haben wir jetzt drei Behörden, die hier kontrollieren. Wieso Sie hier von Verwal­tungsvereinfachung sprechen, ist für mich völlig unergründlich. Das, was jetzt vorliegt, geht absolut in die Irre, meine Damen und Herren. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

 


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