Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 152

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

günstigem Angebot sinnvoll und möglich ist, kann danach in aller Ruhe beurteilt werden.

Die SPÖ will jedenfalls Klarheit über die Rahmenbedingungen für die Zukunft der Gelben Post in Österreich, bevor Anteile so wie von der Regierung geplant privatisiert werden, weil hier öffentliches Interesse gegen Kapitalmarktinteresse steht.

Derzeit ist nicht klar, welche Rahmenbedingungen für die Liberalisierung der Post­dienste in der EU vorgesehen sein werden – dies ist erst 2007 absehbar. Welche Aus­wirkungen dies auf das Unternehmen Post und seinen Universaldienst haben wird, ist daher ebenfalls unklar. Sehr wahrscheinlich ist hingegen, dass sich daraus zusätzliche Finanzierungserfordernisse für die öffentliche Hand ergeben können, wenn private, Gewinn maximierende Eigentümer am Versorgungsunternehmen beteiligt sind.

Immerhin besorgt die Post derzeit gesetzlich aufgetragene gemeinwirtschaftliche Leis­tungen – Universaldienst, und insbesondere flächendeckende Zustellung zum Einheits­tarif für alle Printmedien bis hin zu sozial motivierten Sondertarifen für Vereine und Kirchen bzw. Sponsoringpost für Parteien. Wer wird dafür in Zukunft aufkommen? – Übrig blieben der ländliche Raum, dessen Versorgung nicht garantiert ist und mit weiteren Postämterschließungen konfrontiert sein wird, übrig blieben die MitarbeiterIn­nen, denen weitere Kündigungen oder Frühpensionierungen drohen, bedroht ist eine flächendeckende Printmedienvielfalt zu vernünftigen Preisen, und – selbst wenn den Parteien höhere Tarife zumutbar wären – Vereine und Kirche würden höhere Tarife schwer treffen! Alternativ könnte der Staat in die Presche springen, die Finanzierung ist jedoch auch hier unklar.

Die SPÖ will diese Punkte vor einem allfälligen Börsegang nicht zuletzt auch im Interesse der Anleger und im Hinblick auf einen optimalen Verkaufserlös geklärt wissen.

Damit dies möglich wird, soll die Regierung einer „Nachdenkpause“ bis zur Vorlage eines Expansionskonzeptes der Post und der Prüfung der Möglichkeiten einer Post-Tochter für den Börsegang zustimmen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, durch entsprechende und geeignete Maß­nahmen sicherzustellen, dass - bevor weitere Schritte zur Veräußerung von ÖIAG-Anteilen an der Post AG gesetzt werden - die ÖIAG gemeinsam mit der Post AG eine umfassende, zukunftsorientierte, expansive und ein mehrheitlich öffentliches Eigentum an der Post AG sichernde Strategie zu erarbeiten, die insbesondere auch die folgen­den Punkte berücksichtigt:

Die Post soll als modernes Dienstleistungs-Unternehmen eine kostengünstige, schnelle, flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung der Menschen und der Unternehmen in Österreich mit Brief- und Paketdiensten sicherstellen. Nur so kann die Versorgung auch im ländlichen Raum im topgrafisch schwierigen Österreich sicher­gestellt werden.

Es sollen Rahmenbedingungen sichergestellt werden, die es der Österreichischen Post ermöglichen, sich als umfassender Logistikanbieter am Markt zu positionieren, weiter zu entwickeln und entsprechende Wachstumsstrategien – auch unter Einbeziehung der Märkte in Mittel- und Osteuropa – zu erarbeiten.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite