Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 160

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mit einem Unternehmen dann an die Börse, wenn es einen guten Auftritt hat! Das ist sinnvolle Wirtschaftspolitik! (Beifall bei der ÖVP.)

Es gibt Gott sei Dank in der Bevölkerung ein gutes Gespür; ich sage das einmal so. Die SPÖ versucht nämlich wieder, planwirtschaftliche Konzepte durchzusetzen. Aber die Bevölkerung hat, wie gesagt, ein gutes Gespür: Es herrscht nämlich die weit ver­breitete Meinung, dass die SPÖ zwar für vieles gut sein mag, sie aber nicht wirt­schaften kann. Und das lässt sich in vielen Bereichen auch nachweisen. (Zwischenruf des Abg. Mag. Johann Moser.)

Es gibt natürlich, wie Sie richtig gesagt haben, Unternehmensbereiche bei der Öster­reichischen Post, die nur schwer oder gar nicht wirtschaftlich zu führen sind. Daher muss man einem solchen Unternehmen Möglichkeiten in die Hand geben, dass es sich auch in anderen Bereichen etabliert, wo es wirtschaftlich sehr gut tätig sein kann, um eben das zu kompensieren, was woanders nicht möglich ist, damit es sich unter dem Strich ausgeht. Das kann sie natürlich leichter machen, wenn sie sich frei bewegen und wenn sie sich auf dem Kapitalmarkt zusätzliches Kapital holen kann.

Ihr Vorschlag ist ein anderer: Sie schlagen vor, dass dieses zusätzliche Kapital mög­lichst wieder vom Steuerzahler zu kommen hat, dass es der Steuerzahler hineinzahlen soll. Dann ist es nämlich egal, ob man in einem Bereich tätig ist, der wirtschaftlich effizient ist – oder ob man ausschließlich in einem Bereich tätig ist, der wirtschaftlich nicht effizient ist. Daher, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, sind Ihre Konzepte der siebziger und achtziger Jahre keine Konzepte, mit denen wir im 21. Jahrhundert agieren können! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Die SPÖ ist ja mittlerweile für ihren Zickzackkurs hinlänglich bekannt, und der trifft auch hier wieder zu, denn Sie behaupten jetzt nämlich, dass der Börsengang zum jetzigen Zeitpunkt eine falsche Entscheidung sei. Sie meinen, es sei der falsche Zeitpunkt. – Wir haben auch nichts anderes von Ihnen erwartet, denn wenn SPÖ-Finanzminister und SPÖ-Bundeskanzler ein Bundesgesetz hier im Nationalrat einbrin­gen und sämtliche Abgeordnete der Sozialdemokratie diesem Gesetz ihre Zustimmung geben und dann eine andere Bundesregierung genau das tut, was in diesem Gesetz, das Sie vorgelegt und mitbeschlossen haben, steht, dann ist das für Sie falsch, dann passt es für Sie auf einmal nicht. Für Sie gibt es eine sehr einfache Formel: Dann, wenn die SPÖ den Zeitpunkt für eine Maßnahme bestimmt, ist es der richtige, und wenn es jemand anderer tut, ist es der falsche! – So einfach ist aber Wirtschaftspolitik nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Präsident Verzetnitsch, das gilt natürlich auch für die Aktivitäten der Gewerk­schaft. Ich muss ehrlich sagen: Ich finde es höchst enttäuschend, dass sich der ÖGB, insbesondere die Mehrheitsfraktion im ÖGB, die Fraktion Sozialistischer Gewerkschaf­ter, dort eigentlich zunehmend – ich möchte sagen: fast nur mehr – als verlängerter Arm der Löwelstraße versteht. Das ist aus meiner Sicht eine sehr bedenkliche Ent­wicklung. Es ist das aber andererseits eine Erklärung dafür, warum es immer weniger Leute gibt, die bereit sind – sofern sie nicht, wie in manchen steirischen Betrieben, von den sozialistischen Betriebsräten unter Druck gesetzt werden, wie ich einer Tages­zeitung entnehmen konnte –, der Gewerkschaft beizutreten. Sie bringen nämlich mit dieser Vorgangsweise auch die Einheit der Gewerkschaft in eine riskante Position! Denn: Wie war das in der Diskussion um den Börsengang der Post? Die Fraktion Christlicher Gewerkschafter, die es ja nicht dogmatisch sieht, dass es einen Börsegang und eine Teilprivatisierung gibt, hat sich in konstruktive Gespräche eingeschaltet, hat einen umfassenden Forderungskatalog erstellt, hat in den Gesprächen, wo der so­zialistische Vorsitzende der Postgewerkschafter den Vertreter den Christgewerk­schaf­ter gar nicht zu Wort kommen lassen wollte, diese Vorschläge unterbreitet und sich in weiten Teilen – ich bin dem Herrn Finanzminister sehr dankbar auch für den Brief, den


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