Die
Sachlage jedoch ist klar. Die mangelnde sicherheitstechnische Ausstattung hat
den Diebstahl zumindest erheblich erleichtert:
Das
Baugerüst an der Außenwand – auf dem BK Wolfgang Schüssel plakatiert wurde –
war nicht bewacht oder alarmgesichert und wie der Täter beschreibt über eine
„Hendlstiege“ (Krone, 29.01.2006) mit Geländer „bequem zu besteigen.“
(profil 5, 30.1.2006)
Die
Fenster waren ebenfalls nicht alarmgesichert und sind es laut profil
(profil 5, 30.1.2006) bis heute teilweise nicht.
Die
Videoanlage war abgeschaltet, wie immer in der Nacht.
Gegen
die zahlreichen Fehlalarme wurde nichts unternommen, was eine Desensibilisierung
der Wachbeamten bewirkte.
Die
Saliera-Vitrine, die vom Täter laut eigenen Angaben mit zwei Hieben zerstört wurde
(Krone, 29.1.2006), war aus Fensterglas und verfügte nicht über eine elektronische
Alarmsicherung. Ein Glassturz aus Sicherheitsglas war laut Auskunft des
Ex-Chefs der Kunstkammer, Manfred Leithe-Jasper, von Direktor Wilfried Seipel
verweigert worden. (Krone, 30.1.2006)
Vom
ehemaligen Direktor des Kunsthistorischen Museums, Hermann Filitz, wurde generell
die Aufstellung der Saliera im Obergeschoß kritisiert, da dieses nur für
Gemälde und nicht für Skulpturen bestimmt sei. Zum Schutz der Bilder existiere
dort eine Hängesicherung für Bilder, Skulpturen bräuchten aber eine ganz andere
Sicherung. Allerdings beantwortete dieser auch die Frage, welche Konsequenzen
er aus einem derartigen Diebstahl gezogen hätte, mit: „Dann wäre ich am
nächsten Tag zurückgetreten.“ (Standard, 28./29.1.2006)
Die
Begehung durch den Berufsdetektiv Robert Goliasch, der auch Gerichtssachverständiger
für das Bewachungsgewerbe ist, endete mit dem Urteil: „So schlimm habe ich es
mir nicht vorgestellt.“ Konkret kritisierte er unter anderem die mangelnde Präsenz
von Wachpersonal in den Schauräumen des Kunsthistorischen Museums, was
Vandalismus Tür und Tor öffnet. „Sicherheit wird hier nicht ernst genommen.“
(Salzburger Nachrichten, 17.1.2006) Nachdenklich stimmt hier zusätzlich die
Tatsache, dass laut Medienberichten – mittlerweile bestätigt durch eine
Aussendung des Kunsthistorischen Museums – beim Sicherheitsdienst freie
Mitarbeiter ohne sozialversicherungsrechtliche Absicherung mit einem
Stundensatz von 6,55 Euro geringfügig beschäftigt sind.
Insgesamt
lässt sich konstatieren, dass weder die zuständige Ministerin noch Wilfried
Seipel bisher die Verantwortung für die Geschehnisse rund um die Saliera
übernommen hat. Die Sichtweise von Bundesministerin Elisabeth Gehrer: „Es ist
bedauerlich, dass es trotz der auf höchstem internationalen Standard
befindlichen Sicherheitsstandards des KHM zu einem solchen Diebstahl kommen
konnte.“ „Auch das beste Sicherheitssystem kann durch menschliches Versagen
außer Kraft gesetzt werden.“ (profil 21, 17.05.2004) ist durch die
Tatsachen widerlegt. Verständlich scheint das Resümee der Süddeutschen Zeitung,
die unter dem Titel: „Die berühmte ‚Saliera’ von Benvenuto Cellini ist nach
drei Jahren fast unversehrt aufgetaucht – skandalöser Leichtsinn hat ihren
Raub ermöglicht“ konstatierte: „Kaum vorstellbar, dass woanders in Europa bei
ähnlicher Sachlage Ministerin und Museumsdirektor noch im Amt wären.“
(Süddeutsche Zeitung, 23.01.2006)
Die Versäumnis-Liste der Bundesministerin im Fall der Restitution der fünf Klimt-Gemälde „Adele Bloch-Bauer I“, „Adele Bloch-Bauer II“, „Apfelbaum“, „Buchenwald/Birkenwald“ und „Häuser in Unterach am Attersee“ an die Erben von Ferdinand Bloch-Bauer ist ebenso lang. Der Schiedsspruch selbst und die Tatsache, dass die Bilder