Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll145. Sitzung / Seite 252

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Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Dr. Zinggl. 10 Minuten Wunschredezeit; Restredezeit der Fraktion: 16 Minuten. – Bitte.

 


23.19.26

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Ich möchte zuerst auf meinen eigenen Antrag eingehen, mit dem der freie Eintritt in die Bundesmuseen hätte bewerkstelligt werden können oder bewerkstelligt werden könnte, und möchte darauf hinweisen, dass seit der Ausgliederung der Bundesmuseen im Jahr 2000 – es war ja ein langfristiger Prozess – die Eintrittspreise radikal gestiegen sind.

Damals konnte noch jeder von uns mit 21 € ein Jahr lang alle Museen besuchen. Wenn heute eine Familie mit einem Kind in die Albertina geht, dann zahlt diese Familie an einem einzigen Tag auch 21 €. Und beim Kunsthistorische Museum gibt es seit der Ausgliederung eine Preissteigerung um 300 Prozent.

Da fragt man sich schon irgendwann einmal: Wozu haben wir überhaupt die Museen? (Abg. Murauer: Wo kommen die Leute her?) Was ist die Aufgabe der Museen? (Abg. Murauer: Da fragt ihr: Wo kommen die Leute her?) – Die kann doch nur darin bestehen, dass unser kulturelles Gut – und da meine ich, dass wir Österreicherinnen und Österreicher ja die Besitzer dieses kulturellen Gutes sind – didaktisch aufbereitet wird, sodass wir hingehen können und diese Objekte studieren können.

Dafür gibt es seitens des Bundes auch Geld; die Basisfinanzierung dient ja genau dazu. Jede Eintrittskarte in österreichische Museen – meine Damen und Herren, das wissen Sie wahrscheinlich – kostet den Steuerzahler 20 €. Es ist eigentlich überhaupt nicht einzusehen (Abg. Neudeck: Man hat ein schlechtes Gewissen, wenn man ins Museum geht, wenn man dir zuhört!), dass zu dieser Grundsubventionierung jeder oder jede, die daran interessiert ist, sich das tatsächlich anzusehen, noch einmal etwas drauflegen muss, also mit einem Wort: noch einmal zur Kasse gebeten wird. So gesehen (Abg. Neudeck: Wie ist das mit den Touristen?) – das könnte man sich ganz leicht überlegen (Abg. Neudeck: Dann überlege es einmal!) – müsste eigentlich auch jeder Park zum Beispiel 5 € Eintritt verlangen, oder es müssten Schulgelder ein­gehoben werden. (Abg. Murauer: Das darf nicht wahr sein!)

Genau wie die Schulen sind ja auch die Museen Bildungseinrichtungen. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, dass meine Eltern mit uns Kindern insbesondere im Winter jeden Sonntag in die Museen gegangen sind. So bin ich zu einem Teil sozialisiert und kulturalisiert worden. Und das, meine Damen und Herren, kann sich eine Familie, können sich viele Eltern heute überhaupt nicht mehr leisten! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Das heißt, die Eintrittspreise verhindern also eine breite Bildung, weil für die finanzschwächeren Bevölkerungsgruppen da Barrieren geschaffen worden sind. Wir sehen das Ergebnis tatsächlich an den sinkenden Besucherzahlen, seit die Preise gestiegen sind.

Es ist ganz eigenartig: Selbst in Ländern mit extrem liberaler Wirtschaftspolitik, also in den USA oder in Großbritannien, gibt es Museen, in denen der Eintritt frei ist – übrigens für die ständige Sammlung. Und siehe da, genau diese Museen haben internationale Rekord-Besuchsergebnisse! Man muss sich da schon einmal fragen: Was will man eigentlich?

Ich weiß nicht, ob Sie das waren, Herr Kollege Neudeck, aber irgendjemand hat im Ausschuss gesagt (Abg. Neudeck: Wenn es etwas Schlechtes war, war ich es!): Was nichts kostet, ist nichts wert! Erstens einmal ist dieser Spruch schon sehr eigenartig! Da dürfte man überhaupt niemandem etwas schenken, weil dann alle Geschenke nichts wert sind. Aber davon abgesehen: Wir zahlen ja dafür! Wir haben mit dem Steuergeld, mit dem die Museen überhaupt erhalten werden, ohnehin schon gezahlt.


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