Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 155. Sitzung / Seite 15

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großen gemeinsamen Akt gibt im Sinne einer Staatsreform, die für uns alle, so glaube ich, ein wichtiger Punkt wäre, um der Bevölkerung zu zeigen, dass die Politik handeln kann, dass die Politik auch alte, historisch herbeigeführte Strukturen grundsätzlich ver­ändern kann im Sinne von sparsamem, wirtschaftlichem und zweckmäßigem Umgang mit den Steuergeldern der Bevölkerung.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Damit ist der erste Fragenkomplex beantwortet.

Die 2. Anfrage leitet Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll ein. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Bundesminister! Ich habe folgende Frage:

156/M

„Wie hat sich im Lichte des BAWAG-Skandals die Neuorganisation der Bankenaufsicht bewährt?“

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser: Sehr geehrter Herr Abge­ordneter! Ich bin der Überzeugung, dass sich die Neuorganisation der Finanzmarktauf­sicht voll bewährt hat. Wenn ich sehe, was jetzt an Überprüfungen in sehr intensiver Art sowohl von der Finanzmarktaufsicht als auch von der Oesterreichischen National­bank vorgenommen werden kann, dann ist das ein Quantensprung in der Finanzmarkt­aufsicht.

Ich füge aber hinzu, dass man einen Kriminalfall wie jenen der BAWAG P.S.K. und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes auch durch die beste Aufsicht nicht verhindern kann.

Ich darf als Vergleichsbeispiel anführen: Die SEC als eine der besten Aufsichten welt­weit, die amerikanische Aufsicht, hat zum Beispiel nicht verhindert, dass Refco an die Börse gegangen ist. Refco ist ja sozusagen einer der großen Wertpapierhändler in Amerika, die dann auch in Insolvenz gegangen sind.

Das heißt: Wenn hier kriminelle Energie dabei ist, dann gelingt es leider Gottes nicht, von vornherein alles zu verhindern. Auch die Polizei kann nicht jeden Diebstahl, jedes Verbrechen von vornherein ausschließen. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir auch möglichst große Präventivkraft erreichen, und das ist gegeben, wenn man sieht, wel­che großen Fortschritte wir mit dieser neu strukturierten Finanzmarktaufsicht erreichen konnten. (Beifall bei der ÖVP.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Bundesminister! Der BAWAG-Skandal ist zweifellos der größte wirtschaftliche und politische Skandal in der Geschichte der Zweiten Republik. Warum wurden eigentlich die Verluste der Karibik­geschäfte im vollen Ausmaß so spät entdeckt?

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser: Weil es hier ganz offen­sichtlich dem Management der Bank, dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem Eigen­tümervertreter darum gegangen ist, mehrere Stufen der Aufsicht auszuschalten. Das heißt, wir haben es damit zu tun, dass die interne Revision offensichtlich ausgeschaltet wurde. Wir haben es damit zu tun, dass der Aufsichtsrat mit Ausnahme des Vorsitzen­den offenbar ausgeschaltet wurde. Wir haben es damit zu tun, dass der Wirtschaftsprü­fer offensichtlich mit dazu beigetragen hat, Verschleierungskonstruktionen zu gestal-


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