Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung / Seite 156

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Das Modell der Sippenhaftung, meine Damen und Herren, das man jetzt andenkt, wo man im Grunde genommen mit völlig überzogenen, unverhältnismäßigen Sanktionen den Anti-Doping-Kampf torpediert, sollte uns auch zu denken geben. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, dass man das Thema 16 Jahre Sperre – und zwar quer durch den Gemüsegarten: für alle Sommerathleten, für alle Winterathleten – überhaupt nur andiskutiert, wenn es doch offenbar darum geht, die schwarzen Schafe und durchaus auch deren Hintermänner ins Visier zu bekommen!

Das ist ja dann keine Strafe, sondern das ist eine sportpolitische Verdammnis, die da ausgesprochen wird, und das kann nicht der Weg sein, denn das löst bei der Bevöl­kerung auch zu Recht Ärgernis aus (Beifall bei der FPÖ) – Ärgernis, weil man das Gefühl hat, dass es sich da manche in diesem Bereich etwas mehr richten, als es sich andere richten können. Und wenn es dann vielleicht auch noch den einen oder ande­ren Verband trifft, der in der Vergangenheit nicht besonders unerfolgreich war und wo wir uns alle mitgefreut haben, na, dann kommt es vielleicht dem einen oder anderen auch nicht ganz unrecht. Man sollte das nicht immer in den Bereich der Verschwö­rungstheorie „hinunterdodeln“, möchte ich schon beinahe sagen, sondern es geht tat­sächlich darum, hier auch das entscheidende Maß zu finden, wenn man den Anti-Doping-Kampf ernst nimmt.

Denken Sie nur einmal an die Olympischen Sommerspiele in Athen: Niemand – kein Mensch! – hat gewusst, dass die Griechen eine ganz hervorragende Leichtathletik-Nation sind, und auf einmal gewinnen die jeden Leichtathletik-Bewerb im Sprint-Be­reich?! Auf einmal sieht man solche Muskelpakete, die immer als Erste durch das Ziel laufen, obwohl man fünf Jahre vorher von ihnen überhaupt noch nichts gehört hatte?! – Da ist, wie sich später gezeigt hat, systematisches Doping von Staatsseite betrieben worden, und ich frage mich, wo da der Aufschrei war.

Das ist meine Bitte an die Verantwortlichen hier im Sportbereich, an diejenigen, die den Sport und seine saubere Zukunft so gern zur Chefsache erklären: Ich hätte mir erwar­tet, dass man bei der Verurteilung der schwarzen Schafe, die zu Recht geschieht, auch einmal den Finger auf die blinden Flecken legt, die es in anderen Bereichen gibt, damit es nicht so ist, dass wir uns selbst noch Asche aufs Haupt streuen, während andere offenbar so „weiterwurschteln“ können, wie sie es bisher getan haben. (Beifall bei der FPÖ.)

15.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

 


15.45.37

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Beispiel mit den Griechen war wirklich beachtlich. Man könnte auch die Frage stellen: Stellen Sie sich vor, was los ist, wenn Österreich nächstes Jahr Europameister wird – ob dann nicht auch eine Sonderkon­trolle auf uns zukommt, weil es uns keiner abnimmt?! (Heiterkeit beim BZÖ.) – Aber Spaß beiseite. Eigentlich ist diese Doping-Geschichte schon etwas sehr Ernstes, und daher freut es mich, wie natürlich auch alle anderen Fraktionen, dass es hier eine ein­stimmige Beschlussfassung geben wird, denn es geht um die Ethik im Sport, es geht um das Bekenntnis zur Leistung und es geht letztlich auch um einen sauberen Sport, den wir alle wollen.

Viel Richtiges wurde heute gesagt, und vor allem auch ein bisschen betreffend die Wehleidigkeit, die es da jetzt gibt, wo man mit einem stärkeren Selbstvertrauen kontern sollte, weil es schon interessant ist, dass gerade dort immer genau hingeschaut wird –


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