Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll28. Sitzung / Seite 20

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Bundesministerin für Frauen, Medien und öffentlichen Dienst Doris Bures: Was mir schon wichtig ist, ist noch anzumerken, das sind keine Maßnahmen, die es in der Vergangenheit schon gegeben hat. Es hat keine Mindestpensionen gegeben, die eine Höhe hatten, die über der Armutsschwelle lag. (Abg. Steibl: Das ist keine Antwort auf die Frage!) Es hat keinen Mindestlohn gegeben. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich weiß zwar, dass das lange gefordert wurde, aber umgesetzt hat es diese neue Bundesregierung. (Ruf bei der ÖVP: Bla, bla, bla!) Das heißt, das sind ganz konkrete, neue Maßnahmen, weil wir die Bekämpfung der Armut und die Einkommens­unterschiede ernst nehmen. (Abg. Amon: Mit dem Denken in der Opposition verhaftet!)

Aber es geht um die Karrierechancen von Frauen, Herr Abgeordneter. Ich hoffe, das interessiert Sie auch. Was die Karrierechancen von Frauen betrifft, sehen wir, dass es Risikofaktoren gibt, warum Frauen weniger Chancen haben beim Einkommen und bei der Karriere. Es stimmt, es ist nur ein Faktor – nämlich Kinder zu haben –, aber ein sehr wesentlicher. Weil, wie alle Untersuchungen zeigen, in dem Moment, in dem Kinder da sind und versorgt werden, das relativ rasch dazu führt, dass sich die Karrierechancen verringern und die Einkommensentwicklung eine geringere ist, als wenn man keine Kinder zu versorgen hat.

Nichtsdestotrotz scheint es offensichtlich so zu sein, dass für viele Frauen allein das Risiko, sie könnten ja Kinder bekommen, in einem Unternehmen dazu führt, dass sie schlechtere Karrierechancen haben.

Was ich vorgeschlagen habe ist, das alles immer sichtbar zu machen. Mein Vorschlag wäre – und das gibt es in anderen europäischen Ländern auch –, dass wir das trans­parent machen und dass wir in Betrieben alle Jahre einen Bericht darüber legen, wie sich die Einkommenssituation im Unternehmen zwischen den Geschlechtern, zwischen Männern und Frauen, verteilt: Wie verteilt sich die Arbeitszeit zwischen Männern und Frauen, wie verteilen sich auch die innerbetriebliche Förderung, die Qualifizierung und die Aufstiegschancen von Männern und Frauen? – Denn das Sichtbarmachen eines Problems ist auch der erste Ansatz zur Lösung. Das wäre, glaube ich, einmal ein Modell – das es in den skandinavischen Ländern auch gibt, wo die gläserne Decke nicht so dicht ist wie bei uns –, das dazu führt, dass man Bewusstsein schafft und es dann auch zu diesen Veränderungen kommt.

Im öffentlichen Dienst, wo ich eine direkte Zuständigkeit habe, haben wir ja gestern im Dienstrecht einige konkrete Maßnahmen beschlossen, die Frauen mehr Karriere­chan­cen im öffentlichen Dienst geben sollen. (Beifall bei der SPÖ.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Frau Abgeordnete Stadlbauer, bitte.

 


Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Der Kurswechsel in der Frauenpolitik ist sehr erfreulich, auch wenn die konservative Seite murrt, wie wir gerade gehört haben. (Abg. Steibl: Das ist auch eine Einleitung! Wo ist die Frage? – Abg. Rädler: Wer ist da schon wieder umgefallen?)

Meine Frage ist: Was tun Sie für mehr Einkommensgerechtigkeit im öffentlichen Dienst?

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für Frauen, Medien und öffentlichen Dienst Doris Bures: Ich bin der Auffassung, dass der öffentliche Dienst in vielen Bereichen Vorbildwirkung haben muss. Ganz besonders wichtig ist mir natürlich die Vorbildwirkung, was Frauenför­derung betrifft. Wir haben im öffentlichen Dienst, was die Einkommenssituation und die Unterschiede zwischen Männern und Frauen betrifft, kein so eklatantes Auseinander-


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