Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll28. Sitzung / Seite 156

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doch um ein nicht ungefährliches Genussmittel handelt und es immer noch sehr günstig zur Verfügung steht und angeboten wird.

Eine Ursache dafür sind sicher sinkende Umsätze der Alkoholindustrie, aber auch sinkende Umsätze der Lokale und Diskotheken. Das soll kompensiert werden mit neuen, billigeren Produkten, auch mit neuen Zielgruppen. Zuerst waren es die Alkopops, die zum ersten Mal gezielt besonders junge Kunden anvisierten. Aktuell sind diese so genannten Flatrate-Partys oder Ein-Euro-Getränke-Aktionen. Weitere Ursachen sind aber sicherlich auch der verstärkte Druck in der Schule, in den Peer Groups, in der Gesellschaft oder auch die Angst vor Jugendarbeitslosigkeit.

Ärzte und Suchtexperten und -expertinnen weisen seit Jahren auf die Gefahr des über­mäßigen Alkoholkonsums hin. Wir haben schon vor drei Jahren auf das Problem im Zusammenhang mit den Alkopops aufmerksam gemacht, aber es hat eben seine Zeit gebraucht, bis auch die Politik reagiert hat. Nun gibt es endlich, wie in unserem Antrag gefordert, eine Informationskampagne. Man diskutiert über die Vereinheitlichung der Jugendschutzbestimmungen, und auch Handel und Gastronomie sollen in die Pflicht genommen werden.

Was mir allerdings fehlt, ist eine frühe Aufklärung und Prävention. Es geht um Sucht­prävention, es geht um die Information über die Gefahren des Alkohols, nämlich bereits in sehr frühem Alter, bereits ab dem Vorschulalter, wenn Sie wollen. Das ist notwendig, da es immer mehr Kinder – kann man fast sagen – gibt, die im Alter von zehn bis elf Jahren trinken.

Die Information sollte aber auch verstärkt die Erwachsenen mit einbeziehen, denn – wie ein deutsches Medium es bezeichnet hat – die Vorbilder sitzen zu Hause auf dem Sofa und oft auch, Frau Dr. Jenewein, in den so genannten intakten Familien. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

16.58


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Öllinger zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


16.58.17

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Wenn man die Debatte so verfolgt, kommt man zu dem Ergebnis: Ja, es gibt viele interessante Vorschläge, Anregungen, Hinweise, wir brauchen die Motivforschung – ja, dem stimme ich auch zu, es ist nicht eindimensional zu sehen.

Was mich aber dann irritiert, das sind die Beschwörungsformen, die in der Debatte kommen: Wir dürfen die Jugendlichen nicht diskriminieren. – Na selbstverständlich stimme ich da zu. Es sind eh nur einige. – Auch das ist mehrmals gefallen in der Debatte.

Dann bemerke ich, bei den Antworten und Vorschlägen gibt es eigentlich nur etwas, was die Jugendlichen betrifft: Wir müssen der Jugend Grenzen setzen. Welche bitte? Und wer ist bereit, diese Grenzen auch vorzuleben beziehungsweise einzuhalten?

Ein anderer Vorschlag betreffend die Jugend. Sie haben vorhin gehört, wir dürfen die Jugend nicht diskriminieren, da waren sich alle einig, und dann heißt es: eigene Ausweise für die Jugendlichen, in mehreren Farben bestmöglich.

Also wenn man weiß, wie sehr sensibel Jugendliche mit der Altersfrage generell umgehen, Frau Kollegin Steibl, dann würde ich Sie bitten, sich das noch einmal zu überlegen, auch wenn es nicht Ausweise, sondern Bänder sind. Das ist mir alles egal, nur glaube ich wirklich nicht, dass das geeignete Vorschläge sind, um mit dem Problem zurande zu kommen. (Abg. Steibl: Das gibt es doch überall!)

 


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