Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll35. Sitzung / Seite 273

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der Männer. Wenn man das um den Teilzeiteffekt bereinigt, sind es 78 Prozent, was aber immer noch deutlich geringer ist.

Sehr viel größer sind die Unterschiede in der Privatwirtschaft. Wie schaut es in der Pri­vatwirtschaft aus? – Dort erzielen Arbeiterinnen 45 Prozent der Männereinkommen, teilzeitbereinigt sind es 68 Prozent. Weibliche Angestellte verdienen 50 Prozent der Männereinkommen, teilzeitbereinigt sind es 65 Prozent.

Deutlich besser ist das Bild bei den Beamtinnen, das wurde schon angedeutet. 91 Pro­zent der Männereinkommen verdienen die Beamtinnen, teilzeitbereinigt sind es 97 Pro­zent. Immerhin, da sind wir schon relativ nahe an dem, was wir eigentlich anstreben sollten. Bei den weiblichen Vertragsbediensteten schaut es schon wieder viel schlech­ter aus, da sind es teilzeitbereinigt nur 90 Prozent.

Befund Nummer drei: Die Einkommensschere zwischen hohen und niedrigen Einkom­men geht in Österreich kontinuierlich auseinander, das heißt, es gibt insbesondere in den unteren Einkommensgruppen reale Einkommensverluste, und das trotz einer Steu­erreform 2004/2005. Ich habe auch die Nettorechnung durchgeführt, und diese Netto­rechnung zeigt, dass sich im Prinzip an diesen Ergebnissen eigentlich nichts verändert.

Wenn man sich das ein bisschen näher anschaut, sieht man: Die untersten 10 Prozent verlieren real 16 Prozent, die untersten 25 Prozent verlieren immer noch 11 Prozent, und die ganz oben verzeichnen irgendwo leichte Gewinne.

Befund Nummer vier, der Vergleich zwischen Selbständigen und Unselbständigen: Bei den Selbständigen stellt sich heraus, dass die Einkommen im Durchschnitt deutlich stärker gewachsen sind als jene der Unselbständigen.

Man könnte nun natürlich noch ein bisschen weiter in die Tiefe gehen, aber die Hand­lungsanleitung ist eigentlich klar: Die Regierung ist aufgefordert, die Ursachen für diese erschütternden Befunde zu ändern. In den letzten Jahren ist in dieser Richtung nichts geschehen. Im Gegenteil: Die Situation hat sich drastisch verschlechtert.

Wenn ich einleitend gesagt habe, dass dieser Bericht ein Standardwerk der Vertei­lungspolitik ist, so möchte ich jetzt hinzufügen, dass es, damit wir Verteilungspolitik in Österreich wirklich machen können, noch zweier zusätzlicher Berichte bedarf.

Erstens wäre ein Bericht nötig, der die Haushaltseinkommen betrachtet, weil das eine relevante Größenordnung ist; zusätzlich wäre es notwendig, dass wir in die Haushalts­einkommen auch die Transfereinkommen mit einbeziehen.

Das Zweite, was wir brauchen würden, wäre ein Vermögensbericht. Bei den Vermögen schaut es in Österreich von der Verteilung her noch viel schlimmer aus. Dafür gibt es einige Befunde. Aber wir wissen sehr wenig. Im reichsten Land der Welt, in den USA, sind Vermögensberichte selbstverständlich. Man könnte eigentlich meinen, dass die dort etwas zu verbergen haben. Das trifft aber nicht zu. Offenbar haben aber wir hier in Österreich etwas zu verbergen! Ich glaube, an dieser Situation müsste Österreich rasch arbeiten, damit wir auch hier aufschließen können zu jenen Ländern, die statis­tisch das ermöglichen, was in Österreich nicht möglich ist, nämlich eine Debatte über Verteilungspolitik. – Danke sehr. (Beifall bei den Grünen.)

21.44


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abge­ordneter Mag. Hauser. 3 Minuten. – Bitte.

 


21.44.00

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrter Herr Präsident Dr. Moser, ich möchte mich da an­schließen: Es ist dies wirklich ein Standardwerk der Einkommensverteilung und der


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