Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll51. Sitzung / Seite 30

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Lebenssituation entsprechen, die man maßschneidern kann. Es gibt das alte lange Mo­dell, es gibt ein mittleres und ein kurzes.

Der Grundgedanke, dass der Betrag, den man im Monat bekommt, deutlich höher ist, wenn man das Kindergeld kürzer in Anspruch nimmt, ist etwas, was den Bedürfnissen der Väter ja sehr entgegenkommt. Wir hören immer wieder von Vätern, eine Baby­pause sei deshalb nicht möglich, weil man einen zu hohen Einkommensverlust in Kauf nehmen müsste. Das ist ein wichtiges Argument, ein Argument, das man vor dem Hintergrund, welches Einkommen die Familien in Österreich haben, wirklich sehr ernst nehmen muss. Zum Beispiel sind beim kurzen Modell die drei Monate auch dann für den Vater reserviert, wenn die Mutter den Rest der Zeit aufgebraucht hat. Diese be­kommt dann 800 € pro Monat, und das ist – so denke ich – für Väter ein höchst attrakti­ves Modell. Ich bin sicher, dass zunehmend mehr Väter davon Gebrauch machen wer­den.

Die vorherige Regierung hat die Elternteilzeit eingeführt. Auch da gehört sehr viel ver­bessert, dass es wirklich für alle in Anspruch genommen werden muss. Und wir wollen das Papamonat einführen. Wir wollen das Papamonat, das wir von der SPÖ seit lan­gen Jahren als wichtiges Projekt sehen, in den nächsten Wochen in Angriff nehmen. In den ersten Lebenswochen sollen Männer die Möglichkeit haben, beim neugeborenen Kind, bei ihrer Partnerin zu Hause zu bleiben, um sich intensiv um das Kind zu küm­mern. Das soll eine Chance sein, eine Möglichkeit sein, eine intensive Bindung und Be­ziehung zum neugeborenen Kind aufzubauen. Wir haben dieses Modell vor einigen Jahren mit den Kinderfreunden entwickelt. Ich werde von jungen Vätern immer wieder darauf angesprochen: Sie sind ja diejenige, die ein Papamonat durchsetzen will – wann kommt denn das endlich? Wir wollen das in Anspruch nehmen!

Ich bin sicher, dass das ein sehr, sehr attraktives Modell für junge Väter sein wird. Ich bin froh, dass jetzt endlich Verhandlungen mit dem Koalitionspartner begonnen haben. Ich bin zuversichtlich. Das sollen einige Wochen nach Geburt des Kindes sein; es soll einen Einkommensersatz geben, damit die Familie die Zeit auch gut überbrücken kann. Es soll ein Rechtsanspruch sein. Und ich bin zuversichtlich, dass das gemeinsam in den nächsten Wochen umgesetzt werden kann und hier ein wichtiger Schritt zur Unter­stützung junger Väter in Angriff genommen werden kann. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

9.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Dr. Buchinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Die Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


9.14.13

Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz Dr. Erwin Buchinger: Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren im Hohen Haus! Frau Abgeordnete Kuntzl hat auf einen Widerspruch zwischen politischer Absicht, zwi­schen Wunsch und gelebter sozialer Realität aufmerksam gemacht. Wir kennen ja der­artige Widersprüche in vielen Bereichen. Sie sind immer ein Indiz dafür, dass die Politik und andere Kräfte ihre Anstrengungen verstärken müssen, um derartige Gaps zwi­schen Anspruch und Wirklichkeit zu minimieren.

Gerade im Bereich der Gleichstellungspolitik, die auf europäischer und nationaler Ebe­ne grundsätzlich unstrittig ist – Gleichstellung von sozialen Gruppen, Gleichstellung insbesondere auch von Frauen und Männern –, gibt es derartige Klüfte zwischen An­spruch und Wirklichkeit mannigfaltig. So wünscht sich eine Mehrheit der österreichi­schen Väter, aktiv als Vater auch mehr Zeit ihren Kindern widmen zu können. Tatsäch-


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