Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung, 9. April 2008 / Seite 64

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einkommen des Mittelstands gleich hoch bleibt, wenn viele junge Menschen noch im­mer so wenig verdienen, dass sie kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten können, dann läuft definitiv etwas falsch.

Herr Kollege Westenthaler, wenn Sie von den Fleißigen reden, dann frage ich Sie schon: Meinen Sie, dass 90 Prozent der Menschen nur zu einem Drittel zu unserem gemeinsamen Wohlstand beitragen? Meinen Sie, dass die Manager tatsächlich das Zwanzigfache von ihren Angestellten arbeiten? So viel Verantwortung können nicht einmal Ihre Fleißigen auf den Schultern tragen, dass es rechtfertigt, dass sie das Zwanzigfache verdienen! (Beifall bei der SPÖ.)

Wachstum wird nicht dadurch gesichert ... (Abg. Mag. Kukacka: Wie war das bei der BAWAG? Wie viel haben dort die Manager verdient?) – Kollege, grölen tun wir am Fußballplatz, hier reden wir über Politik, okay? (Beifall bei der SPÖ. – Vizekanzler Mag. Molterer: Also bitte! Ein Zwischenruf ist kein Grölen!)

Wachstum wird nicht dadurch gesichert, dass einige wenige Reiche immer reicher wer­den und andere immer weniger haben. Wohlstand und Wachstum werden dann gesi­chert, wenn wir alle daran teilhaben können und ein gerechtes Steuersystem haben. (Abg. Rädler: Androsch! – Abg. Steibl: Flöttl!)

Jetzt komme ich zum eigentlichen Thema, und zwar zur Jugendbeschäftigung. (Abg. Rädler: Androsch!) Wachstum wird gesichert, wenn wir möglichst gut ausgebildete jun­ge Menschen in unserem Land haben. Als junge Abgeordnete möchte ich etwas sa­gen, was manchmal leider in Frage gestellt wird: Die Sozialpartnerschaft – und das hat sie bewiesen! – ist überhaupt nicht aus der Mode gekommen! Dieses Paket, das sie verhandelt hat, ist hervorragend, ist herauszustreichen und zeigt, dass die Sozialpart­nerschaft in unserem Land wichtig ist. Das soll man auch einmal unterstreichen. (Bei­fall bei der SPÖ.)

Immerhin ist es das erste Mal nach sechs Jahren – und ich habe es schon erwähnt, ich bin während dieser sechs Jahre erwachsen geworden, annähernd –, dass wieder über Jugendbeschäftigung geredet wird, es ist das erste Mal, dass alle Parteien sagen: Uns ist der Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit wichtig! Ich habe es bei einer meiner ers­ten Reden hier gesagt: Wenn wir das Wahlalter senken, dann werden alle politischen Parteien plötzlich über Jugendarbeitslosigkeit und Jugendbeschäftigung und Jugend­ausbildung reden und nicht mehr nur wir Sozialdemokraten. Das ist durchaus zu begrü­ßen, denn wir Jungen brauchen alle Verbündeten.

Dennoch möchte ich in der ganzen Diskussion eines nicht außer Acht lassen, und das ist, dass es uns auch darum gehen muss, dass junge Menschen ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben haben. (Abg. Rädler: Ihr habt eh einen Bundeskanzler!) Das heißt, früher konnte man sich die Ausbildung aussuchen, in einen Betrieb gehen und hatte Ausbildungschancen. Heute gibt es immer mehr junge Menschen, die in irgend­welche Ausbildungen – in Anführungszeichen – „gesteckt“ wurden, die eigentlich nicht ihren Interessen entsprechen (Abg. Steibl: Von der SPÖ, aber nicht von den Betrie­ben!), und mit der Vorstellung aufwachsen, ihr Leben lang einen Job machen zu müs­sen, den sie eigentlich nicht machen wollen. (Präsident Dr. Spindelegger gibt das Glo­ckenzeichen.)

Sehr geehrte Damen und Herren, umso mehr ist die Qualitätssicherung in der Ausbil­dungsgarantie hervorzustreichen, nämlich dass es in Zukunft nicht mehr darum gehen wird, junge Leute in irgendwelche Ausbildungen zu stecken, sondern in zukunftsträch-


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