Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll63. Sitzung, 6. und 7. Juni 2008 / Seite 49

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und Johannes Ditz – war natürlich ein exzellenter Standortvorteil für Österreich. Wir haben das ja nicht aus karitativen Überlegungen gemacht oder, wie Sie gemeint ha­ben, um jetzt den Superreichen Privilegien zuzuschanzen, sondern um ganz bewusst den Standort Österreich zu pflegen, Arbeitsplätze zu ermöglichen, Betriebsansiedlun­gen hierher zu bringen – 7 000 alleine aus Deutschland, 1 000 aus Italien, 1 500 aus der Schweiz. Das ist nicht irgendetwas! 400 000 Arbeitsplätze sind durch diese Stiftun­gen in Österreich geschaffen worden, lieber Herr Professor! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Fichtenbauer.)

Warum es jetzt nicht mehr aktuell sein soll, Familienvermögen gerade im Erbfall zu­sammenzuhalten, wo ja unter Umständen, wenn mehrere Kinder da sind, ein Industrie­betrieb sehr leicht auseinanderbrechen kann, weiß ich nicht. Vergessen Sie nicht: Die Hälfte aller Stiftungen sind Firmenstiftungen, die also genau dieses Ziel haben und dieses Ziel ja auch wirklich erreicht haben. Vergessen Sie nicht, dass ein Drittel des Vermögens der österreichischen Stiftungen – 60 Milliarden € ungefähr insgesamt – aus dem Ausland kommt. Das heißt, wir haben wirklich davon profitiert!

Man sieht das etwa, wenn man mit offenen Augen durch Wien geht. Dutzende Althäu­ser in Wien wurden wunderbar durch Stiftungen restauriert. Eine einzige Stiftung – ich nenne jetzt bewusst keine Namen – hat pro Jahr ungefähr 1 000 bis 2 000 Arbeits­plätze allein im Bau- und Bauhilfsgewerbe geschaffen, damit diese Renovierung der Altstadtsubstanz wirklich Platz greift. Oder: Ein Papierindustrieller hat eine eigene Stif­tung gemacht, damit Studenten in Österreich studieren können. Ausländische Studen­ten kommen nach Österreich, um hier studieren zu können.

Oder: Für den Kulturbereich nenne ich einen Namen, weil das in den Zeitungen ge­standen ist. Pühringer hat dem Theater in der Josefstadt Millionen Euro zur Sanierung geschenkt. Danke dafür! Und nicht: eine Kritik, bitte sehr! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Wiener Sängerknaben wurden durch ihn mit Millionen Euro unterstützt. Die Sanie­rung des Stephansdoms ist unter anderem durch Stiftungen ermöglicht worden. (Abg. Mag. Kogler: Wir reden ja von Steuerprivilegien!) Pater Sporschill mit seinen unheim­lich guten und positiven sozialen Impulsen in Rumänien, in Moldawien wurde durch Stiftungen, durch gemeinnützige Zuwendungen unterstützt. Hannes Androsch hat der Akademie der Wissenschaften Millionen Euro zugewendet.

Das muss man doch anerkennen! Da sage ich doch Danke, lieber Herr Professor, für diese Stifter und ihre volkswirtschaftliche Tätigkeit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

Das Allgemeine Krankenhaus hat etwa für einen Roboter, der Herzoperationen durch­führt, 1,5 Millionen € Zuwendungen bekommen. Der Tiergarten Schönbrunn wird unter­stützt. In Klosterneuburg wurde das größte Museum in Österreich für österreichische zeitgenössische Kunst durch diese Stiftungskonstruktion ermöglicht – die nicht der Be­günstigte herausnimmt, Herr Professor! Jeder, der begünstigt wird und etwas heraus­nimmt, zahlt die vollen 25 Prozent Steuern. Das ist geltendes Recht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Stummvoll: Genau!)

Wenn aber beispielsweise für gemeinnützige Tätigkeit, für Forschung, für Soziales, für Kultursponsoring etwas an die Allgemeinheit zurückgegeben wird, dann werden wir doch sinnvollerweise auch im Rahmen der Steuerreform das steuerfrei stellen, weil ja die Allgemeinheit letztlich davon profitiert. (Abg. Scheibner: Aber die Privaten ...!)

Und noch ein Punkt: Wir kämpfen im Moment gerade darum – und ich bitte Sie wirk­lich, das nicht zu behindern! –, dass wir einen der ganz großen deutschen Weltkon­zerne mit 60 000 Mitarbeitern mit der Konzernzentrale nach Österreich bekommen.


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