Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll63. Sitzung, 6. und 7. Juni 2008 / Seite 69

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

Schauen wir uns jetzt Folgendes an: Wer sind die Stifter in diesem Land? Wie viele Ar­beitsplätze werden denn dadurch geschaffen? – Ich habe hier eine Liste der Privatstif­tungen. Da gibt es einen gewissen Herrn Flick; der ist aus dem Ausland nach Öster­reich gekommen, um Steuern zu sparen. Das ist richtig. Aber dann lese ich Ihnen ein paar Namen vor: Wlaschek, Swarovski, Prinzhorn, Dichand, Androsch, Haselsteiner, Essl, Bartenstein. (Abg. Scheibner: „Böse“ Kapitalisten!) Das sind ja keine Auslän­der – oder täusche ich mich? (Abg. Neugebauer: Die Zahl der Arbeitsplätze rechts dazuschreiben!) Sind das nicht Unternehmen, die schon vorher existiert haben, Herr Vizekanzler? (Vizekanzler Mag. Molterer: Und die Arbeitsplätze?) – Ja, aber diese Ar­beitsplätze haben ja um Himmels willen schon vorher bestanden, bevor die Unterneh­men in die Stiftung eingebracht worden sind.

Herr Vizekanzler, wenn Sie sagen, wir sollen die Ideologie im Schachterl lassen, dann sage ich Ihnen: Lassen Sie die Märchen und Mythen im Schachterl und kümmern Sie sich darum, dass für die Reichen und Reichsten dieses Landes keine Privilegien, keine zusätzlichen Privilegien geschaffen werden. (Beifall bei den Grünen. – Vizekanzler Mag. Molterer: Warum hat es Lacina eingeführt?) – Um Familienvermögen zusam­menzuhalten, ja, aber mit üppigen Steuervorteilen, meines Erachtens zu üppigen Steu­ervorteilen.

Aber mit dem, was jetzt mit der Stiftungsbesteuerung passiert, werden die Stiftungen zu einem reinen Steuersparvehikel. Und vielleicht sollten Sie nicht immer nur auf Ihre Experten im Finanzministerium, dem „Wahrheitsministerium“, hören, vielleicht sollten Sie auch einmal auf andere Experten hören. Wir im Finanzausschuss haben das ge­tan. Und zwei der dort anwesenden Experten haben klipp und klar gesagt, dass hier neue zusätzliche Steuerprivilegien für die Stiftungen geschaffen wurden.

Was in der Tat gelungen ist, ist, die Steuerrückerstattungen für die bereits bestehen­den Stiftungen abzuschaffen, die zu einer Steuerersparnis in der Größenordnung von 400 Millionen € geführt hätten. Herr Jan Krainer, der ja der Chefverhandler war, hat das in der „ZiB 2“ bestätigt. Ich denke, dass es ein Erfolg der Grünen zusammen mit Universitätsprofessor Doralt gewesen ist, dass diese Regelung nicht gekommen ist! (Beifall bei den Grünen.) Damit haben wir dem österreichischen Budget und den Steu­erzahlern 400 Millionen € erspart, auf 20 Jahre gesehen 20 Millionen € pro Jahr. Das ist Geld, das wir dringend brauchen können für Kindergärten, für Schulen, für die Pfle­ge und für andere Dinge.

Ein weiteres Argument: Wenn hier immer wieder behauptet wird, mit der Erbschafts- und Schenkungssteuer werde eine Doppelbesteuerung vorgenommen, so stimmt das schlicht und einfach nicht. Beim Erblasser ist das ein Vermögen, das anfällt, das bisher noch nicht versteuert wurde.

Werfen wir einen Blick über den Teich in die USA! Dort gab es vor einigen Jahren auch eine Diskussion über die Reduktion der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Und die Reichen und Reichsten dieses Landes – Bill Gates, Warren Buffett, und wie sie alle heißen mögen (Abg. Scheibner: Auch so „böse“ Menschen!) – haben dafür Sorge ge­tragen, dass die Erbschafts- und Schenkungssteuer nicht zur Gänze abgeschafft, son­dern nur reduziert wurde bis zum Jahre 2010. Dann wird dort weiterdiskutiert werden.

Aber eines muss man sich schon vor Augen halten: Wenn heute dieses Gesetz be­schlossen werden wird, dann wird Österreich eines der wenigen Länder sein, das weder eine Vermögensteuer noch eine Erbschafts- und Schenkungssteuer haben wird. Das ist ja ein Unikat – weltweit! Da gibt es nur noch Italien und sonst fast nichts. (Prä­sident Dr. Spindelegger gibt das Glockenzeichen.)

Und wenn Sie, Herr Kollege Krainer, sagen, die Vermögenszuwachssteuer sei ein Er­satz für die mangelnde Besteuerung von Vermögen, so irren Sie. Wir werden uns sehr


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite