Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll63. Sitzung, 6. und 7. Juni 2008 / Seite 83

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rigen Projekten im Vordergrund. Aufgrund dieses zentralen verkehrspolitischen Ver­säumnisses schlagen die hohen und absehbar in Zukunft weiter steigenden Erdöl- und Treibstoffpreise heute schmerzlich bis in die Geldbörsen unserer Pendlerinnen und Pendler durch.

Mehr Bus und Bahn zu zumutbaren Kosten ist klima- wie sozialpolitisch ein Gebot der Stunde, wobei die Bedürfnisse der regelmäßigen NutzerInnen im Nah- und Regional­verkehr im Mittelpunkt stehen müssen. Dieser Politik budgetär Priorität zu geben, ent­lastet die PendlerInnen und uns alle: Wird der Verzicht aufs Auto möglich, spart jeder betreffende Haushalt mehrere hundert Euro monatlich und damit in jedem einzelnen Fall auch die Allgemeinheit Gesundheits-, Umwelt- und Staukosten von 1.400 Euro im Jahr.

Zugleich ist das bestehende System bei Kilometergeld und Pendlerpauschale in meh­rerlei Hinsicht sozial und ökologisch ungerecht: Das kleine Pendlerpauschale für Bus- und BahnpendlerInnen sieht im Vergleich zum großen Pendlerpauschale bei gleichen Pendeldistanzen nur halb so hohe Beträge vor. Durch den einseitigen Ausschluss von Öffi-PendlerInnen vom Pendlerpauschale bei Distanzen bis 20 km sind Bus- und Bahn­benutzerInnen noch krasser benachteiligt. Dazu kommen Verzerrungen bei der steu­erlichen Geltendmachung – durch die bisherige Gestaltung des Pendlerpauschales
als Freibetrag statt als Absetzbetrag werden Gutverdienende begünstigt, was vertei­lungspolitisch kontraproduktiv ist. Wenigverdienende unter 1.130 € brutto monatlich sind durch diese steuerliche Gestaltung ausgeschlossen, eine echte Gleichstellung über eine an den real anfallenden Kosten orientierte Negativsteuer wäre dringend nötig. Beim Kilometergeld klafft für Bus- und BahnbenützerInnen überhaupt eine völlig unzeitgemäße Lücke, während das Pkw-Kilometergeld die tatsächlichen variablen Kos­ten pro gefahrenem Kilometer auch nach den Treibstoffpreisanstiegen der letzten Mo­nate schon bisher bei weitem überdeckt. Auch bei Pkw-Fahrgemeinschaften besteht Handlungsbedarf bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen, desgleichen beim Car-Sharing.

Deshalb muss ein Offensiv-Paket für PendlerInnen neben den beantragten Punkten folgende Aspekte umfassen:

Das Kilometergeld darf nicht länger ein Anreiz sein, Dienstfahrten mit dem Auto statt mit der Bahn zurückzulegen.

Öffi-Netzkarten müssen für DienstnehmerInnen wie DienstgeberInnen steuerlich befreit und damit attraktiver werden.

Leistbarer Öffentlicher Verkehr zum garantiert besten Tarif mit einer Mobilitätscard, bei der stets der günstigste Tarif in Rechnung gestellt wird.

Bundesweiter, integrierter Taktverkehr bei Bus und Bahn mit Anschlussgarantie, insbe­sondere beim für PendlerInnen zentralen Nah- und Regionalverkehr.

Attraktivieren der Regionalbahnen statt der geplanten Stilllegungs-Welle.

Flächendeckende Mobilitätsberatung.

Park&Ride-Ausbau.

Anreize für Fahrgemeinschaften und Car-Sharing.

Anstelle von Einzelmaßnahmen, die vor allem Pkw-BenutzerInnen zugute kommen und damit die Abhängigkeit vom Auto zementiert statt lindert, ist daher eine grundsätzliche verkehrs- und verteilungspolitische Reform der Förderung von Pendelnden dringend nötig.

 


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