Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll63. Sitzung, 6. und 7. Juni 2008 / Seite 313

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einem Steckenpferd von mir. Es ist ja von meinem Kollegen Wolfgang Zinggl schon darauf hingewiesen worden, dass da einiges an Missständen zu kritisieren ist. Wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigt hat – ich nehme einmal an, dazu zählen Sie, Herr Präsident des Rechnungshofes, sehr intensiv –, weiß, dass damit noch längst nicht alles aufgedeckt ist, was es zu prüfen und aufzudecken gäbe.

Nichtsdestotrotz möchte ich noch auf zwei weitere Aspekte eingehen, die noch nicht einmal im Prüfauftrag waren oder mit der Gebarung zu tun haben. Das ist die Frage, wie weit sich dieser ausgelagerte und vom Bund mit substantiellen Finanzmitteln aus­gestattet Betrieb an gesetzliche Vorschriften hält, und zwar einerseits im Tierschutz­gesetz. Gehen wir auf das ein, bevor ich zum Lieblingsthema der Herren Kollegen Kle­ment und Co komme.

Im Tierschutzgesetz ist geregelt, dass es bei der Pferdehaltung nicht zulässig ist, eine reine Boxenhaltung zu betreiben, sondern dass die Pferde mehrfach in der Woche die Möglichkeit zum freien Auslauf bekommen sollen. Ich gebe schon zu, dass das in den Räumlichkeit der Spanischen Hofreitschule gar nicht so leicht zu organisieren ist und dass man sich da etwas einfallen lassen müsste. Aber die Antwort, die ich von der vor­herigen Geschäftsführung bekommen habe: Die gehen ja ohnehin einmal im Jahr auf Sommerfrische!, zeugt von glatter Ignoranz. Sie kannten im Übrigen auch die Bestim­mung des Bundestierschutzgesetzes nicht. Das halte ich für blamabel für einen Vorzei­gebetriebe wie die Spanische Hofreitschule. (Beifall bei den Grünen.)

Das zweite Gesetz, das in meinen Augen noch eindeutiger verletzt wird, ist das Gleich­behandlungsgesetz. (Rufe bei der ÖVP: Bei den Pferden!) Da ist es wieder, das Bun­des-Gleichbehandlungsgesetz und das Gleichbehandlungsgesetz, das vorschreibt, dass eine Diskriminierung von Frauen nicht zulässig ist. Nichtsdestotrotz hat es in der langjährigen, hundert- und noch länger jährigen Geschichte der Spanischen Hofreit­schule keine einzige Frau als Bereiterin gegeben. Wie wir wissen, ist das ein höchst gut dotierter Job, eine prestigeträchtige Karriere mit üppigem Salär, allerdings Män­nern vorbehalten.

Die Grünen haben das ja schon früher zum Thema gemacht. Aus dem Jahr 2002 gibt es schon eine Anfragebeantwortung, wo es heißt: Ein Change-Management-Prozess der Spanischen Hofreitschule – ich weiß nicht, ob Ihnen der jemals untergekommen ist – würde vorsehen, dass künftig weiblicher Eleven – das ist die Voraussetzung, dass man dann Bereiter oder Bereiterin werden könnte – aufgenommen werden. Dazu braucht es merkwürdigerweise eine Kapazitätserweiterung bei ausgebildeten Schul­pferden und Ausbildnern.

Es hätte ganz simpel gereicht, dass man von – sagen wir einmal – 50 Eleven, die man aufnimmt, ein paar Mädchen und ein paar Burschen nimmt. Da muss man ja nicht zu­sätzlich Schulpferde noch ausbilden, damit dann auch die Mädchen auf einem Schul­pferd reiten können! Bis heute gibt es kein Mädchen, keine Frau im reitenden Personal im Ausbildungsbereich.

Ich halte das für einen glatten Bruch des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes und der Verpflichtung zum Gender Mainstreaming. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Damit steht die Spanische Hofreitschule, wenn ich es höflich formuliere, noch vor einer gewissen gesellschaftspolitischen Aufgabe, die es nachzuvollziehen gilt. Ich könnte auch noch sagen, es steht ihr die Lektion der Wiener Philharmoniker noch bevor. Wenn man sich nämlich nicht freiwillig rasch aus verkrusteten Strukturen befreit, könn­te einem der Druck der Ticketkäuferinnen und -käufer, insbesondere jener in den USA, bald schon gehörig zu schaffen machen. Wirtschaftlich kann sich das die Spanische


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