Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll72. Sitzung / Seite 298

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Broukal: Das sind wahrlich „wissenschaftlich fundierte“ Fragestellungen wie sie eines solchen Wissenschaftsministers würdig sind!)

Jawohl, eine „wissenschaftliche fundierte Fragestellung“, in der dann drinnen steht: Wissen Sie, dass ein Medizinstudent 40 000 € kostet? – Das ist aber ein Unsinn! Man kann nicht die Budgetkosten der medizinischen Universitäten durch die Zahl der Stu­dierenden dividieren. Da kommt Unsinn heraus! Die Universitäten arbeiten nur zu 30 Prozent für die Lehre. Die Leute arbeiten bei der Patientenversorgung für das Land. Da kommt also nur Unsinn heraus! Aber so argumentieren Sie.

Ich glaube – und ich habe auch mit Rektoren gesprochen –, wir nützen die Chance und werden gemeinsam diese Entschließungsanträge so beobachten, so behandeln, dass eine neue Regierung etwas für die Universitäten tun wird, was schon lange getan hätte werden sollen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

22.16


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Grünewald hat soeben den Abänderungsantrag der Abgeordneten Broukal, Dr. Graf, Dr. Grünewald einge­bracht; dieser ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rasinger mit 3 Minuten Wunschredezeit zu Wort. – Bitte.

 


22.16.36

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Was wir hier heute erleben, ist bei Gott keine Sternstunde. Ich würde es als schwarzen Tag bezeichnen.

Herr Abgeordneter Grünewald, Sie sind Professor und haben heute relativ hart über den Minister geurteilt: Schande, Wahnsinn, Unsinn! – Ich muss Ihnen sagen: Die Aus­weitung der Medizinstudentenzahl um 60 Prozent ist eine Schande. Das ist ein ge­sundheitspolitischer Wahnsinn, es ist undurchdacht – und es ist verantwortungslos.

Wie sind Sie überhaupt auf diese Zahl gekommen? Warum haben Sie nicht gleich 4 000 geschrieben oder 5 000? Wissen Sie überhaupt, dass wir damit zweieinhalb Mal so viele wie Deutschland ausbilden?

Herr Abgeordneter Graf, Sie sind mehr oder weniger der Verursacher dieses Unsinns. Herr Rektor Badelt hat gesagt: Zuerst nachdenken; nach der Wahl wird man das än­dern müssen! Es ist das technisch gar nicht umsetzbar, und Sie, Herr Kollege Grüne­wald, wissen das auch als Professor an der Universität Innsbruck. Es ist nicht umsetz­bar, denn wir haben gar nicht ausreichend Patienten dafür.

Wollen Sie wirklich, dass 20 oder 30 Studenten an einem Patienten herumdoktern? Wollen Sie das wirklich? Glauben Sie wirklich, dass die Amerikaner so blöd sind, und fünfmal weniger Studenten ausbilden, obwohl sie 20 000 Dollar dafür bekommen? Glauben Sie wirklich, dass die so dumm sind? (Abg. Oberhauser: Wir haben auch mehr Krankenhäuser und eine bessere Gesundheitsversorgung!)

Glauben Sie wirklich, dass die Deutschen so dumm sind und 40 000 Studienwillige ab­weisen, damit nur 10 000 studieren können? Und in Österreich ist alles möglich? Glau­ben Sie das wirklich?

Ich halte Ihren Antrag, Ihren Gesetzesbeschluss, den Sie hier durchsetzen wollen, für verantwortungslos und undurchdacht. Medizin kann man nicht nur aus Skripten lernen! (Beifall bei der ÖVP.)

Sie hören auch überhaupt nicht zu, zeigen also diese akademische Fähigkeit, die man eigentlich von Ihnen verlangen könnte, nicht. Die Universitäten haben gesagt: Da


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