Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll11. Sitzung / Seite 60

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einerseits hinsichtlich der Frage Doping und Strafrecht und andererseits betreffend die Bündelung von Sportförderung.

Bei der Bündelung der Sportförderung kann ich Darabos in weiten Teilen folgen. Wir haben in Österreich eine Situation, wo die Gießkanne das oberste Prinzip der För­derung ist. Das kann bis zu einem gewissen Grad auch so sein, aber im Spitzensport braucht es, glaube ich, auch neue Überlegungen. Wenn man Österreich mit anderen Ländern vergleicht, dann sieht man ja: Bei den Erfolgen im Wintersport ist Österreich eine Macht, im Sommersport schaut es schon deutlich anders aus. Und dort, glaube ich, muss man die Förderstrukturen überdenken, weil es notwendig ist, dass hier auch gezielte Förderung möglich ist. Es gibt Länder, die Spitzensportförderung fokussieren: Schweden beispielsweise ist im Sommersport ein sehr erfolgreiches Land, es fokus­siert de facto auf zwölf Sportbereiche, wo wirklich gefördert wird, wo Strukturen aufge­baut werden, wo auch Vorbildwirkung gegeben ist, was dann auch zum Breitensport führt. In Österreich hingegen gibt es da eine sehr breite Streuung.

Da ist, finde ich, wirklich der Ansatz richtig, zu sagen, wir brauchen Fokussierung. Da­zu gab es auch schon einige Kritik. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir eine Struktur haben, bei der die BSO im Parlament sehr stark vertreten ist, durch den Prä­sidenten Wittmann, der natürlich hier eine kleine Unvereinbarkeit hat, denn: Dort muss er das Prinzip der Gießkanne predigen – anderes kann er ja wohl kaum tun. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben die führenden Vertreter der Dachverbände im Parlament – eine doppelte Struktur. Also: So gebunden wie der Sportbereich ist, glaube ich, kaum ein anderer. Da gibt es irgendwie derartige Zugriffe von außen, dass kaum frei agiert werden kann. Da gibt es mehrfache Abhängigkeiten – und daher auch Schwierigkeiten, etwas umzuset­zen.

Aber ich hoffe, dass man zu dem Konsens kommen kann, dass wir gerade im Som­mersport durchaus gezielter fördern sollten, dass gewisse Bereiche auch im Spitzen­sportbereich besser dastehen sollten und dass auch der Breitensport ein Thema ist, dem man sich widmen sollte. Insofern war ja auch immer wieder die Überlegung: Was ist mit dem Unterrichtsministerium? – Das hat diese Agenden jetzt auch nicht bekom­men. Aber deshalb kann das Thema, dass Bewegung und Sport einfach zurückge­drängt worden ist und viel weniger Möglichkeiten gegeben sind, nicht erledigt sein. Das soll wieder ausgeweitet werden.

Abschließend zum Thema Doping. – Die Debatten werden in den nächsten Wochen weitergehen. Doping ist aus unserer Sicht ein Thema, wo eine konsequente politische Bekämpfung notwendig ist, nämlich auch um Sport in Österreich zu unterstützen, und wo wir bei den letzten Novellierungen immer wieder den Eindruck gehabt haben, es gibt einen gewissen resistenten Widerstand gegen eine wirklich effektive Anti-Doping-Gesetzgebung.

Das werden wir uns auch noch im Detail anschauen: wie eigentlich die Kontrollmecha­nismen jetzt funktionieren, ob beispielsweise die Instanzen, die im Bundeskanzleramt zur Kontrolle eingesetzt sind, wirklich kontrollieren oder ob dort irgendwelche Schwä­chen vorhanden sind. Ich glaube, sie sind es. – Bei einzelnen gesetzlichen Bestimmun­gen gab es dann noch immer so einen Widerstand – teilweise aus den Verbänden – bei der Gesetzeswerdung, der nicht nachvollziehbar war.

Der Vorschlag von Darabos, Doping strafrechtlich zu verfolgen, ist aus meiner Sicht etwas, worüber man erstens einmal sehr gründlich diskutieren sollte, bevor man da ir­gendwo ansetzt, und wo es zweitens nicht darum gehen kann, das Vergehen selbst unter das Strafrecht zu stellen – diesen Konsens gibt es in diesem Haus, soweit mir bekannt ist, nach wie vor.

 


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