Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 193

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Herr Kollege Graf, wissen Sie, was ich heute so fatal finde, auch von Ihnen? – Ich habe Ihnen wirklich mehr Format zugetraut. Nicht die Kinder sind Ihr Interesse, es ist das parteipolitische Geplänkel hier herinnen: Wer vertritt Lehrer, wer vertritt keine Lehrer? Hauen wir drauf, hauen wir nicht drauf? (Abg. Dr. Graf: Das können Sie uns nicht vor­werfen: Wir vertreten die Lehrer nicht!) – Da muss ich sagen: Das ist eigentlich den Lehrern gegenüber sehr, sehr unverschämt! Ihr habt die Lehrer nur zum Spielball ge­macht: der unzufriedene Vater; der, der keine Lehrer vertritt; diejenigen, die die Lehrer gerne vertreten, für sie gerne da sein möchten und sonst immer lamentieren, dass al­les zu wenig ist. (Ruf beim BZÖ: Wen vertrittst du jetzt?) Bitte, das ist nicht die Ehrlich­keit, die wir uns hier erwartet haben!

Frau Bundesministerin, alles Gute auf dem Weg zu einer qualitätvollen Schule, zu einem sozialen Schulsystem, in dem nicht nur die Eliten weiterkommen, sondern auch die Ärmeren und die Schwächeren in unserer Gesellschaft gefördert werden, weil wir sie zukünftig brauchen! Alles Gute für Sie auf dem Weg, auf dem man mit Zuwendun­gen an die Schwachen in der Gesellschaft, die wir nicht hinten lassen können, hier ein­fach die notwendigen Mittel findet!

Ich möchte auch eine Lanze für die Lehrer brechen, weil ich selbst Direktor bin. Meine Lehrerinnen und Lehrer haben gesagt, sie möchten einen Beitrag dazu leisten, dass das Schulsystem in Österreich kindgerechter wird. Die einzige Bitte, die sie haben, ist die, Frau Bundesministerin, dass die Leistungen, die sie für die Kinder freiwillig erbrin­gen wollen, zur Qualitätssicherung in ihren Schulen verbleiben. In diesem Sinne: Alles Gute auf dem Weg! (Beifall bei der SPÖ.)

17.24


Präsident Fritz Neugebauer: Vorläufig letzte Wortmeldung hiezu: Kollege Öllinger. – Bitte.

 


17.24.31

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn es eine Erfahrung aus den bildungspolitischen Debatten gibt, die in anderen Ländern wie beispielsweise Skandinavien abgeführt wurden, dann ist es diese: Du kannst im Schulsystem reformieren, was du willst, seien es Lehrpläne, institutionelle Reformen – wenn es nicht gelingt, die Lehrer und die Lehrerinnen mitzunehmen, dann können Sie Reformen machen, so viele Sie wollen, und Sie werden scheitern! (Beifall bei den Grünen.)

Sie, Frau Bundesministerin – das ist unser Vorwurf an Sie –, haben eine Debatte, die für uns so wichtig ist wie keine andere, die Bildungsdebatte, damit begonnen (Abg. Mag. Rudas: Das ist eh passiert! Unterstützen Sie sie!), dass Sie die Lehrer vorgeführt haben! Das ist so ziemlich das Dümmste, was man in dieser Situation des österreichi­schen Bildungssystems machen kann. Das ist der Vorwurf an Sie, Frau Bundesminis­terin! (Beifall bei den Grünen.)

Über alles kann und muss diskutiert werden, auch über den Umstand – natürlich weiß das jeder, nicht nur Herr Kollege Stadler, der wieder seine Philippika zum Besten gege­ben hat, aber im Prinzip ein Bild vom Lehrer im Kopf hat, das genau dem entspricht, wofür Stadler steht: 19. Jahrhundert, Professor Unrat! Das ist Ihr Bild vom Lehrer, so hätten Sie ihn gern und so passt er in Ihr Konzept. Nur, das spielt es einfach nicht mehr, Kollege Stadler!

Die Lehrer von heute sind nicht nur Pädagogen, die sich mit Unterrichtsstoff auseinan­dersetzen müssen, sondern sie sind hoffentlich auch für die Alltagsprobleme der Kin­der und der Jugendlichen da. (Abg. Mag. Stadler: Da schau her!) Leider sind es nicht alle, auch das wissen wir. Aber wenn Sie, Frau Bundesministerin, eine Chance haben wollen (Abg. Mag. Stadler: Die meisten Beschwerden ...!), ein Reformkonzept, zu dem


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