Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung / Seite 185

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Zum Beispiel: Manchmal, wenn ich spät am Abend im Parlament sitze und ich mich über irgendetwas ärgere – Ihnen geht es sicherlich genauso –, fällt mir ein Kaunertaler Spruch ein, der das gut trifft: „Do wersch manchmol hirewiati!“ – wörtlich übersetzt „hirnwütig“, heißt so viel wie „narrisch“. (Heiterkeit des Redners.) Ich finde, das hat seine ganz eigene Klangfarbe, eine ganz eigene Idiomatik, entspricht sozusagen den Stammesverhältnissen dort im Kaunertal, wobei die Mundarten von Tal zu Tal unterschiedlich sind.

Ich erzähle nur die Tiroler Geschichte, weil ich sie gut kenne. Ich weiß noch, wie ich als Halbwüchsiger vom Kaunertal ins hintere Ötztal gereist bin – das ist das übernächste Tal, östlich – und die Leute nicht verstanden habe! Auch das waren Tiroler, auch das waren Bergbewohner, aber ich habe sie schlicht nicht verstanden. Man muss ein Jahr üben, dort leben, verstehen, dann geht es, wie mit jeder anderen Fremdsprache auch. Das sind Fremdsprachen hier im Land, aber unsere eigenen! Ich finde, wir sollten etwas tun für dieses wichtige immaterielle Kulturerbe! – Danke. (Allgemeiner Beifall.)

18.02


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Glaser. – Bitte.

 


18.02.50

Abgeordneter Franz Glaser (ÖVP): Herr Präsident! Herr Außenminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir ratifizieren heute eine Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes. Das ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Schritt, denn gerade kleinere Gruppen – und ich glaube, darum geht es hauptsächlich –, haben es oft schwer, ihr Kulturgut und ihre Sprache zu erhalten.

Herr Professor Van der Bellen hat gerade gemeint, er glaube, dass das nur Papier sei und dass für die Sprachen, die wir sprechen, nichts getan werde. Er lebt zwar im Burgenland, weiß aber offenbar nicht, dass es dort den Hianzenverein gibt. Herr Pro­fessor, als halber Südburgenländer wissen Sie wahrscheinlich nicht, dass vom ehe­maligen burgenländischen Landtagspräsidenten, DDr. Schranz der Hianzenverein gegründet wurde, und zwar zur Erhaltung des Hianzischen, sprich: des südburgen­ländischen Dialektes. (Abg. Dr. Van der Bellen: Sehr gut!)

Ich darf Ihnen vielleicht das Schlagwort dieses Vereins übermitteln, das da heißt: „tuits, na tuits“ – Ich hoffe, Sie werden wissen, was das heißt. Tuats nur, tuats! Ich weiß gar nicht, wie man es ins Hochdeutsche übersetzen würde, jedenfalls heißt es soviel wie: Arbeitets weiter, tuats weiter! (Abg. Großruck: Lei lossn!) Ich glaube, es gibt in diesen Regionen sehr viele Unternehmungen, Vereinigungen, Personen, die sich mit der Sprache beschäftigen, was ich großartig und absolut wichtig finde.

Wichtig ist das zum Beispiel auch für das Burgenlandkroatische. Vor einigen Tagen habe ich in der Zeitung gelesen, dass es eine Statistik gefährdeter Sprachen in Europa gibt, wobei konkret das Burgenlandkroatische angeführt wurde. Man kann also vieles wahrnehmen, was die Notwendigkeit dieser Konvention unterstreicht, damit wir nämlich dieses immaterielle Kulturerbe erhalten; wobei es meines Erachtens nicht nur darum geht, das einfach festzuschreiben und festzuhalten, sondern auch darum, es ent­sprechend zu fördern und zu unterstützen!

In diesem Zusammenhang glaube ich, dass diese Konvention nicht nur Papier ist, sondern auch brauchbare Ansätze enthält, sodass daraus konkret etwas werden kann, denn in dieser Konvention sind rechtliche, strukturelle und finanzielle Maßnahmen vorgesehen. Es wird damit im Völkerrecht der Tatbestand verankert, dass es den Schutz des immateriellen Kulturerbes geben soll; es gibt aber andererseits durchaus auch Ansätze, dass es einen Fonds und entsprechende Strukturen geben soll, die das verwalten. Es ist, glaube ich, absolut wichtig und für jeden von uns verständlich, dass


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite