Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll19. Sitzung / Seite 92

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12.21.06

Abgeordnete Anneliese Kitzmüller (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste und liebe Zuseher! Die geplante Novelle ist lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. (Abg. Grosz: Ein Topfen!) – Ein Tropfen! (Abg. Grosz: Ach so! – Heiterkeit.) Sie ändert an der grund­sätzlich verfehlten Schulpolitik überhaupt nichts. Es ist keine Verbesserung zu erwar­ten, die Novelle ist zahnlos, meine Damen und Herren, und diese Schulpolitik ist nur ein bisschen Kosmetik.

Bei dieser großen Anzahl von Missständen, die es in der Schulpolitik zu bekritteln gibt, sind 4 Minuten Redezeit sehr kurz, aber ich greife ein paar wenige Beispiele heraus.

Betrachten wir das Schulleiter-Auswahlverfahren, meine Damen und Herren: Es soll der pädagogisch höchstqualifizierte Lehrer gefunden werden, der nun als Direktor seinen Dienst tun soll. Wenn er nun wirklich das Glück hat, nicht parteipolitisch ausgesucht zu werden, so haben auch die Kinder Glück, wenn tatsächlich ein hochqualifizierte Pädagoge gesucht wird. Zum Wohl unserer Kinder ist das nämlich sehr gut, und in kleineren Schulen ist es auch für einen Lehrer noch sehr günstig, weil er ja noch unterrichten darf.

Wie schaut denn das in größeren Schulen aus? – Da ist der hochqualifizierte Pädagoge fehl am Platz, denn dort ist er nur zum Verwalter geworden.

Und im umgekehrten Fall: Wie schaut das aus, wenn es bei diesem Schulleiter-Auswahlverfahren nur einen einzigen Bewerber gibt? Da kann er können oder eben auch nicht können, was er will – er wird trotz alledem zum Schulleiter auserkoren, da es nur einen Bewerber gibt. Ist das der Weg, der in Zukunft beschritten werden soll? Soll die Bildung unserer Kinder, die das höchste Gut sein soll, so verschleudert werden?

Ein anderes Beispiel, meine Damen und Herren: Lehrer, die ihre Ausbildung und ihr Spezialgebiet nicht in den Fächern haben, in denen sie unterrichten müssen, da aufgrund falscher Personalpolitik im Ressort fremde Fächer unterrichtet werden müssen. Wenn ein Lehrer da zum Handkuss kommt und einen fremden Gegenstand unterrichten soll, dann haben die Kinder Glück, denn dieser Lehrer bemüht sich dann auch.

Wie schaut das da aus? – Soll ein nicht geprüfter, nicht gelernter Mathematikprofessor jetzt Mathematik unterrichten, oder entsprechend Physik oder Deutsch? Wenn das so ist, ist es keine Frage, dass dann eine PISA-Studie schlecht ausgehen wird. Wenn da ein engagierter Lehrer so verschleudert wird, ist das sicher auch der Motivation nicht zuträglich.

Wir haben ein Schreiben von einem HS-Lehrer bekommen, der seit 35 Jahren im Schulunterricht tätig ist. Er bekrittelt die fremdsprachigen Schüler, die kaum Kenntnisse der deutschen Sprache haben und den Regelunterricht stören. Und er schlägt vor, diese in Klassen zusammenzufassen, um ihnen Deutsch beizubringen und ihnen auch das Weiterkommen zu erleichtern.

Das, meine Damen und Herren, sind Probleme, die die Lehrer in den Pflichtschulen heute haben, und es ist Ihre Aufgabe, Frau Minister, diese Probleme schleunigst zu lösen, statt ausufernde Schulversuche voranzutreiben. (Beifall bei der FPÖ.)

12.24


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schenk. – Bitte.

 


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