Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 203

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ren, was wir gerade einführen wollen (Abg. Öllinger: So ist es!), wünsche ich mir nicht, dass die ÖH noch auf die Idee kommt, OECD-Beobachter in Österreich bei den ÖH-Wahlen einzufordern. Das wäre ein weiteres „Nicht-Ruhmesblatt“ für unsere Politik. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn man sich so verteidigen wollte, wäre das Schlimmste, das passieren könnte, dass allen Kritikern vorgeworfen wird, sie wären noch im Zeitalter der Postkutsche und hinterwäldlerisch. – Ich versichere Ihnen und beeide das: Ich kenne bei der ÖH und auch bei den Grünen niemanden, der beim Anblick eines Laptops oder einer elektri­schen Zahnbürste das Kreuz schlägt und nach dem Exorzisten Strache ruft. (Heiterkeit bei den Grünen.) – Das gibt es nicht, aber die Skepsis mag berechtigt sein.

Noch etwas: Wenn man zeigen will, wie modern man ist, muss man nicht gleich jed­wedes Risiko eingehen. Es gibt, wie Sie wissen, in Forschung und Wissenschaft und auch bei Studierenden viele Zeichen, um zu zeigen, dass man am Puls der Zeit und modern ist. Ich weiß, Geld ist nicht alles, doch ich könnte für das Geld, das dieser Pilot­versuch für einige Unis und einige wenige Studierende gekostet hat, die Wahlbeteili­gung anheben – wenn Sie schon meinen, die Studenten sind zu faul, um zu Fuß zu ge­hen –, indem ich die Studenten mit dem Fiaker zur Wahlurne fahren lasse, wenn das System voll installiert ist. – Das ist doch nicht der Sinn der Sache!

Ich glaube, Demokratie beginnt schon vor dem Gang zur Wahlurne! Studierende wä­ren vielleicht demokratiepolitisch engagierter, wenn sie sehen würden, man hört auch auf sie und sie schreiben nicht nur Briefe an das Christkind (Beifall bei den Grünen), sondern es gibt eben Mitbestimmung auch an den Universitäten.

Wenn ich höre, dass von einer großen Fraktion, die Ihrer Partei nahesteht, gesagt wird, Studierende sollen nicht über den Irak-Krieg und über Entwicklungshilfe reden, son­dern man möchte anscheinend lieber, dass in Leder gebundene Skripten verteilt wer­den, dann muss ich sagen, da verkauft man die Studenten schon als Dummerchen! Studierende sollen vielleicht darüber hinaus denken, ob ein Professor streng oder un­gerecht ist, ob der Hörsaal weiß oder rot ausgemalt wird – das ist ja nicht Studieren! Es gilt, über Grenzen hinaus zu denken, und das könnten Sie jetzt in diesem Fall auch.

Ich würde wirklich darum ersuchen, den Studierenden und den Leuten nicht zu vermit­teln, man drohe ihnen mit Klagen, wenn sie ihre Bedenken äußerten. – Also, die Hal­tung zum E-Voting ist nicht altmodisch, sie ist nur vorsichtig.

Einen Wunsch hätte ich aber – als Beispiel –, damit würden Sie Studierenden und der Uni-Mehrheit helfen: Es gibt jetzt S1 Verträge, die früher für Doktoranden, die jüngsten Wissenschafter, waren. Früher hat man diese zu 50 Prozent freigestellt für die Disser­tation, während sie an Instituten angestellt waren.

Jetzt, in Zeiten der Budgetknappheit, müssen sie Folgendes hören: Nichts ist es mit der Dissertation, wenn sie für das Institut arbeiten! – Und die jungen Wissenschafter fragten Rektor Winckler: Ja wann sollen wir unsere Dissertation schreiben? Und sie hörten: Im Sommer! – Das – das kann Rektor Winckler gerne hören – halte ich für einen ausgewachsenen Skandal und einen Schlag ins Gesicht der jungen Leute! Das ist ein Witz!

Mit diesem Geld könnten Sie diese Leute bezahlen oder Rektor Winckler vielleicht zur Räson bringen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

17.08


Präsident Fritz Neugebauer: Nun gelangt Herr Bundesminister Dr. Hahn zu Wort. – Bitte.

 


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