Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 243

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Herr Kollege Muchitsch, wo war denn Ihr Aufschrei, als die Arbeiterkammer Wien Inse­rate geschalten und darauf hingewiesen hat, dass Österreichs Lebensmittel zu teuer sind, und den Vergleich mit Deutschland hergestellt hat? Wo war denn Ihr Aufschrei? Wissen Sie, Herr Kollege Muchitsch, dass die Arbeiterkammer Mitschuld hat, wenn man dann ständig vorgehalten bekommt, dass die österreichischen Lebensmittel zu teuer sind, und wenn die Handelsketten darüber nachdenken, wie sie deutsche Pro­dukte zu uns hereinholen, zumal „Aldi“ bereits Milch um knapp über 40 Cent zur Verfü­gung stellt? Damit ist keinem Bauern geholfen.

Ich würde Sie bitten – ich mache es Ihnen nicht zum Vorwurf –, mit derartig unsinnigen Aktionen aufzuhören. Das geht gegen die österreichische Landwirtschaft, und es geht vor allem auch gegen die Beschäftigten in den vor- und nachgelagerten Bereichen der Landwirtschaft. Das sind immerhin 530 000 Menschen, die in all diesen Bereichen Brot und Arbeit finden.

Aber – und das war das Erfreuliche – die Arbeiterkammer Wien hat die entsprechende Antwort vom Wähler bekommen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Die Arbeiterkammer Wien – nämlich Ihre Fraktion! – hat das entsprechende Ergebnis erhalten.

Meine Damen und Herren, wir sollten uns bei den österreichischen Bauern bedanken, dass Sie unter schwierigsten Bedingungen immer noch bereit sind zu wirtschaften (Abg. Huber: Das stimmt!), und wir sollten uns hier alle miteinander – alle miteinan­der! – befleißigen, mehr zusammenzuarbeiten. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Jannach: Da wird mir ja schlecht, wenn ich so etwas höre!)

19.08


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Vock. Eingestellte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.08.53

Abgeordneter Bernhard Vock (FPÖ): Hohes Haus! Wenn man diesen Grünen Bericht liest, so scheint die Welt der tierischen Erzeugung in Österreich noch in Ordnung zu sein. Der durchschnittliche Halter hat 24 Rinder, zehn Milchkühe oder 60 Schweine. Wenn man den Pro-Kopf-Verbrauch der Österreicher näher betrachtet, so ist in den letzten 25 Jahren – also von 1980 bis 2006 – der Verbrauch an Rindfleisch um 30 Pro­zent gesunken, jener von Schweinefleisch ist ungefähr gleich geblieben, jener von Ge­flügel hat sich fast verdoppelt, und der Milchverbrauch ist um 10 Prozent gesunken. Mit der Einführung des Euro sind Lebensmittel enorm verteuert worden. Leider haben un­sere Bauern von dieser Verteuerung nichts mitbekommen.

Erschreckend für mich als Tierschützer sind aber die Import-/Exportzahlen im Ver­gleich: Importzahlen an Lebendimporten – diese „schönen“ Tiertransporte, die quer durch Europa fahren –: 11 400 im Jahr 1999, 40 500 im Jahr 2007 – vervierfacht; bei Schweinen 95 000 im Jahr 1999, 848 000 im Jahr 2007 – verneunfacht.

Wie gesagt, der Pro-Kopf-Verbrauch ist gesunken. Der Fleischexport ist nämlich im gleichen Zeitraum von 215 200 auf 256 000 bei Rindern, also um 20 Prozent, und beim Schweinefleisch von 56 000 auf 2,2 Millionen gestiegen, also vervierzigfacht worden. Der Verdacht liegt nahe, dass die Tiere leiden müssen, quer durch Europa transportiert werden, nur um hier geschlachtet zu werden, damit sie den österreichischen Qualitäts­stempel bekommen, um dann wieder exportiert zu werden. (Abg. Ing. Schultes: So ein Blödsinn!)

Verlierer ist der österreichische Konsument, Verlierer ist der Bauer, der einen Schwei­nepreisverfall hinzunehmen hat, und Verlierer sind der EU-Konsument und auch die leidenden Tiere.

 


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