Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll26. Sitzung, 16. Juni 2009 / Seite 92

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Es ist für mich überhaupt nicht einsichtig, dass man so nonchalant darüber hinweggeht und sagt: Es gibt kaum logopädische Betreuung, ergotherapeutische Betreuung und so weiter. Ich habe als Jugendlicher selbst einmal einen S-Fehler gehabt; ich weiß, was es in der Schule bedeutet, wenn man gehänselt wird. Ich habe jetzt einen Patienten, der mit 30 Jahren noch stottert und den man nie betreut hat. Es ist eigentlich nicht not­wendig, dass es so etwas in Österreich noch gibt. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abge­ordneten von FPÖ und Grünen.)

Deshalb bleibe ich dabei – erstens: hinschauen, zweitens: genaue Diagnosen! Wir alle sind da gefordert. Ich würde noch einen dritten Punkt hinzufügen: Ein bisschen Herz tut überall gut: in der Ökonomie, in der Politik, denn wenn man Dinge mit dem Herzen sieht, sieht man sie oft etwas anders.

Ich sage dann: Wenn wir hinschauen, werden wir zum Beispiel das Problem der Kin­derrehabilitation endlich lösen. In Österreich fahren jährlich über 200 000 Leute auf Rehabilitation, da hat man manchmal auch Zweifel: Ist es das eine oder andere Mal wirklich notwendig gewesen, dass jemand auf Kur gefahren ist? – Aber eines weiß ich ganz bestimmt: Für die 180 Kinder, die Kinderkrebs haben, ist das wirklich ein Marty­rium! Das ist ein Kampf auf Leben und Tod, der sich über Monate hinzieht. Das sind in meinen Augen kleine Helden; ich würde das oft nicht durchstehen. (Allgemeiner Bei­fall.)

Was die Familien mitmachen, auch die Geschwister, die in dieser Zeit vernachlässigt werden, ist nicht ohne! Ich sehe es überhaupt nicht ein, dass wir die Kinder in den Schwarzwald schicken, nur weil wir nicht imstande sind, in Österreich eine Lösung zu finden. Ich glaube, da sollten wir einmal ein bisschen über unseren Schatten springen und nicht nur hinschauen, sondern auch rasch schauen. – Danke. (Allgemeiner Beifall.)

13.03


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Grünewald. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.


13.04.08

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ho­hes Haus! Ich muss dem Kollegen Erwin Rasinger Recht geben. Aber bleiben wir rea­listisch: Wir machen Pläne um Pläne. Ich habe hier den Rauch-Kallat-Plan vor mir; das ist nur die Kurzfassung, und sie hat schon 30 Seiten, aber es gibt auch eine Langfas­sung. Zahlreiche internationale Expertinnen und Experten haben daran gearbeitet, und es kommt nun die Frage: Was dann? – Einmal wird evaluiert, einmal wird ein Plan ge­macht. Aber einmal möchte ich etwas sehen! Man kann auch Heiratspläne schmieden bis zur Pensionierung, oder ein Architekt zeichnet einen Plan, baut aber nie ein Haus. Was soll das?

Ich mache jetzt etwas, was ich sonst nicht tue, und gebe einmal eine Empfehlung. Es gibt ein Buch mit dem Titel „Weggelegt. Kinder ohne Medizin?“ über Probleme der Kin­derheilkunde. Es wurde von jenen Ärzten geschrieben, die Kollege Rasinger erwähnt hat, Waldhauser und anderen. Sie beschreiben auf 200 Seiten, wo etwas nicht optimal ist und wo es gröbere Defizite bei der Versorgung von Kindern gibt. Das Buch hat mit zwei Kapiteln einen Skandal ausgelöst, weil beschrieben wurde, dass in sehr aner­kannten Zentren die Ergebnisse bei Herzoperationen und bei Lebertransplantationen schlechter als in einem anderen Zentrum waren oder möglicherweise auch zu wenig transplantiert wurde. Über alle anderen 90 Prozent der Seiten hat kein Mensch disku­tiert, darüber sollte man aber ebenfalls reden!

Minister Stöger hat gesagt – und da hat er schon Recht –, natürlich bekommt in Öster­reich de facto jede und jeder auch als Kind Leistungen, wenn diese beantragt werden.


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