Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll26. Sitzung, 16. Juni 2009 / Seite 93

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

Aber wir reden seit Neuestem nicht mehr über die Finanzierung! Mir ist klar, dass diese Pläne zur Kindergesundheit und deren Verbesserung nicht einfach zu verwirklichen sind, wenn die Kassen mit dem Rücken zur Wand stehen. Darüber redet man ja nicht mehr. Dass Sparpakete kommen werden, wird hier pausenlos gesagt, aber niemand traut sich, Folgendes zu sagen: Es wird eng in der Gesundheitsfinanzierung. Daher sollten wir darüber sprechen: Ist man bereit, nötiges Geld in die Krankenversorgung zu stecken, ja oder nein?

Das ist nicht nur eine Frage des Könnens, sondern primär eine des Wollens. Es ist leicht auszurechnen, dass sinnhafte Investitionen auch eine Rendite für Staat, Bevölke­rung und natürlich die Kranken haben. Neuro-Rehabilitation etwa: Auch Kinder haben Schädelverletzungen nach Unfällen und können Gehirnblutungen haben. Wenn ich nicht bereit bin, da zu investieren, habe ich lebenslange Pflegefälle; das kostet auch et­was! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Warum helfen solche Argumente gar nicht? – Da kann ich hundert Mal „Herzblatt“ spie­len und hier hundert Mal tosenden Applaus bekommen: Wenn nichts geschieht, nützt das alles nichts!

Aber ganz banale Rechnungen zeigen, dass die Investitionen sinnhaft sind. Die WHO spricht von einem maximalen Mangel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Wenn hier nicht rechtzeitig therapiert und diagnostiziert wird, werden das chronisch kranke Kin­der, die eingeschränkt arbeitsfähig sind, die in der Schule Schwierigkeiten haben und die zu einem hohen Prozentsatz arbeitslos sind. Ist denn das alles gratis? Warum küm­mere ich mich nicht darum, dass es eine bessere Versorgung gibt, auch wenn es eng ist? – Ich glaube, diese Sachen sind einfach essenziell.

Abschließend zu den Leistungen: Ich habe mir angesehen, wie viele Ergo- oder Sprachtherapeuten es gibt. Es gibt sehr viele, aber wissen Sie, was sie bekommen? Wissen Sie, wie oft manche Kassen eine Therapie zahlen?

Kinder mit Geburtsschäden, spastische Kinder brauchen eine Bobath-Therapie, auch eine physikalische Therapie. Früher hat man da zwei, drei Stunden pro Woche gezahlt, und das war auch notwendig. Jetzt sind es zwei Stunden, dann nur mehr eine, dann eine mit Selbstbehalten. Manche Leute, alte und junge, sind noch nicht einmal entklei­det, da schaut der Therapeut schon auf die Uhr. Die Therapie dauert nicht mehr 45 Mi­nuten, sie dauert nur noch 30 Minuten, bei manchen Kassen 20 Minuten. Das kann es nicht sein, das kommt uns teuer. Herz hin oder her – mir ist es sogar recht, wenn es jemand ohne Herz macht, aber es muss passieren!

Herr Bundesminister Stöger, bitte schauen Sie, dass der Kindergesundheitsplan Ihrer Vorgängerin oder Vorvorgängerin einen oder zwei Füße auf den Boden bekommt! Dann braucht es noch weitere Schritte, wieder und wieder, aber keine Pläne mehr, sondern es geht darum, die Pläne umzusetzen. (Beifall bei den Grünen.)

13.09


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminis­ter Stöger zu Wort gemeldet. – Bitte.


13.09.22

Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich denke, das Thema Kindergesundheit und Kindergesundheitsplan ist ein sehr, sehr wichtiges Thema, und es macht auch deutlich, dass man im Gesundheitswesen sehr genau hinsehen und auch differenzie­ren muss. Wir müssen unterscheiden, gerade auch in Therapien: Wie geht man mit Er­wachsenen um? Wie geht man mit Kindern um? Welche Chancen haben Kinder, Zu­gang zum Gesundheitssystem generell zu bekommen?

 


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite