Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 61

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

12.12.43

Abgeordnete Anna Höllerer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Frau Bun­desministerin! Herr Bundesminister! Sehr geehrte BesucherInnen auf der Galerie! Ich möchte auch ganz herzlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegezentrums Scheibbs begrüßen, die heute auf der Galerie sitzen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Pflegezentren sind ganz wichtige Arbeitgeber im ländlichen Raum, und insbesondere im Pflegebereich geht es um Frauenarbeitsplätze. Daher ist es auch sehr wichtig, dass wir über diese Pflegeheime verfügen und die Pflegezentren auch zusätzlich aus­gebaut werden.

Frauenarbeitsplätze im ländlichen Raum – das ist ein ganz spezifisches Thema. Den Frauen wird immer wieder nachgesagt, dass sie Qualifikationsdefizite hätten. Sie legen angeblich eine zu hohe Passivität an den Tag, wenn es darum geht, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden, und auch wenn es um Gehaltsverhandlungen geht, seien sie zu passiv, hört man oft. Auch wenn es um die Mobilität geht, sagt man den Frauen im ländlichen Raum nach, dass sie nicht mobil genug seien, um Arbeitsplätze auch errei­chen zu können.

Diese Beschreibung wird den Frauen im ländlichen Raum nicht gerecht, denn die Frau­en sind sehr mobil und vor allem auch höchst qualifiziert, meist deutlich besser, als es die Männer im ländlichen Raum sind. Das wird auch aufgrund der Volkszählung 2001 deutlich: 30 bis 40 Prozent der berufstätigen Frauen im ländlichen Raum zwischen 25 und 35 haben einen Maturaabschluss; gerade in den ländlichen Gebieten sind sie also besser ausgebildet als die jungen Männer.

Allerdings gibt es ein Problem beim Finden eines adäquaten Arbeitsplatzes. Das ist ein Frauenproblem, das insbesondere bei der Familiengründung dann noch zusätzlich ver­stärkt wird. Dazu kommt noch, dass die wenigen Arbeitsplätze, die es vor Ort gibt und die auch der Ausbildung der Frauen entsprechen würden, oft an Männer vergeben wer­den, die diese Qualifikation oft gar nicht vorweisen können.

Für uns ist das auch eine Ignoranz der regionalen Entwicklungspotentiale, da hier an der größten Bevölkerungsgruppe im ländlichen Raum, an den Frauen, vorbeigewirt­schaftet wird. Dort liegen Ressourcen und Potentiale brach, die es aufzubereiten gilt.

Natürlich stellen die Frauen Ansprüche. Es geht darum, die Einkommensschere zu schließen, es geht auch darum, adäquate Arbeitsplätze zu finden – Teilzeitarbeitplätze und Vollzeitarbeitplätze. Selbstverständlich ist für uns die Wahlfreiheit wichtig. Es soll den jungen Müttern auch die Möglichkeit gegeben werden, eine Zeit lang bei ihren Kin­dern zu verbleiben, aber sie dürfen natürlich diesen Sprung ins Berufsleben nicht ver­säumen.

Wir möchten auch zu dem Entschließungsantrag der Grünen, der heute eingebracht wurde, Stellung nehmen. Er scheint uns undurchdacht zu sein und ist unserer Meinung nach auch kontraproduktiv, denn es wird darin verlangt, dass kleine und mittlere Be­triebe eine neue bürokratische Auflage bekommen sollen. Es wird damit kein einziger Frauenarbeitsplatz geschaffen, sondern ganz im Gegenteil: Man wird die Betriebe über Gebühr belasten und gerade einen sehr sensiblen Bereich, wenn es um Arbeitsplätze im ländlichen Raum geht, eher konterkarieren. Daher ist das auch abzulehnen. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir brauchen Maßnahmen, die es möglich machen, dass Familie und Beruf besser vereinbar werden. Ich danke an dieser Stelle auch Frau Staatssekretärin Christine Ma­rek, die im Sinne der Frauen auch die familienpolitischen Maßnahmen weiterentwickelt. Wir brauchen die gute Einbindung der Väter, der Männer in die unbezahlte Haus- und Familienarbeit, denn im Durchschnitt aller erwerbstätigen Frauen wird pro entlohnter Frauenarbeitsstunde ein großer Anteil an nicht entlohnter Arbeit aufgerechnet: Bei


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite