Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 73

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Arbeitnehmer in den seltensten Fällen über das Einkommen des anderen genau Be­scheid wissen. Sollte dies, wie meistens, jedoch zufällig der Fall sein, ist kaum jemand bereit, eine Anzeige zu erstatten.

Was die Stellenausschreibungen betrifft: Diese erfolgen zwar von vielen Firmen bereits geschlechterneutral, das heißt aber noch lange nicht, dass auch bei den Aufnahmever­fahren Neutralität angewandt wird.

Auch bei Beförderungen wird, wie die unausgewogene Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen beweist, sehr oft Männern der Vorzug gegeben.

Dass in manchen Bereichen Frauen kaum oder nur vereinzelt vertreten sind, hängt aber auch teilweise mit der Berufswahl zusammen. So werden bestimmte Berufsgrup­pen nach wie vor als typisch weiblich und andere als typisch männlich angesehen. Hier sehe ich es als Aufgabe von uns allen – Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen, Lehr­beauftragte und so weiter –, die Jugendlichen besser zu informieren, damit diese sich bei der Berufswahl nicht auf ihr Geschlecht, sondern auf ihr Talent berufen.

Abschließend stelle ich als Frau fest: Wir wollen nicht bevorzugt, sondern nur gleich behandelt werden – und dies nicht nur auf dem Papier.

Weiters fordere ich Sie alle, werte Kolleginnen und Kollegen, auf, für das Ziel der Gleichbehandlung von Frauen und Männern nicht nur in der Arbeitswelt, sondern in je­dem Bereich vehement einzutreten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.01


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ablinger. – Bitte.

 


13.01.18

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Ministerinnen und Herr Minister! Lassen Sie mich zum Schluss auf einige Ausführungen hier eingehen – jetzt ist aber leider Frau Unterreiner nicht mehr da. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Ich sage es ihr!) Ich möchte darauf eingehen, weil das ja in mancher Hinsicht auch von anderen Rednern gekommen ist, dass festgehalten werden muss – noch einmal und vielleicht anhand von einigen Beispielen nachvollziehbar gemacht –: Frauen werden benachteiligt, weil sie Frauen sind, und da gibt es ganz klare ... (Abg. Dr. Belako­witsch-Jenewein: ... aber nicht!) – Dann erzähle ich es Ihnen, hören Sie einfach ein­mal zu: Warum ist es zum Beispiel so, dass überwiegend dort, wo Frauen arbeiten, die Löhne am geringsten sind, und überall dort, wo die meisten Männer arbeiten, die Löh­ne am höchsten sind? (Zwischenruf des Abg. Dolinschek.)

Das hat eine gewisse Logik und ist im Übrigen auch historisch begründet (Abg. Wein­zinger: ... Gewerkschaft!): Überall dort, wo sich im Beruf eine Männermehrheit ent­wickelt, steigen Löhne schneller, und umgekehrt dort, wo in der Geschichte mehr Frau­en in einen Beruf kommen, steigen die Löhne langsamer an. (Zwischenruf des Abg. Dr. Pirklhuber.)

Im Übrigen hat es die amerikanische Wissenschaftlerin Frances Gabe einmal so for­muliert: „Vor ein paar Jahrhunderten haben die Männer beschlossen, dass jede Arbeit, die ihnen zuwider ist, Frauenarbeit ist.“ (Abg. Großruck: Sind die Gewerkschaften stär­ker, sind die Gehälter gleich!) – Das ist etwas flapsig, das gebe ich zu, aber es hat je­denfalls eine historische Begründung dafür, dass das, was Frauen leisten, geringer be­wertet wird als das, was Männer leisten. (Abg. Großruck: Im öffentlichen Dienst sind die Gehälter gleich!)

Noch etwas, was ein klares Beispiel dafür ist, warum Frauen als Frauen benachteiligt werden: Wenn man weiß, dass mittlerweile viel mehr Frauen als Männer ein Erststudi-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite