Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 180

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Was die grundlegenden Standards betrifft – Sie haben die Qualitätsstandards kritisiert und ein Bundesrahmengesetz gefordert –, möchte ich sagen: Ich bin in die Politik ge­gangen mit dem Zugang: Das, was möglich ist, mache ich. Wir haben im Regierungs­programm grundlegende Standards in der Kinderbetreuung vereinbart und festgehal­ten, und daran arbeiten wir mit Hochdruck, meine Damen und Herren. Wir haben bei der geltenden Artikel-15a-Vereinbarung Initiativen gerade zur Ganztagsbetreuung, zum Ausbau der Betreuungsplätze gesetzt. Wir arbeiten gerade an einheitlichen Standards in der Tagesmütterausbildung. Das ist das, was möglich ist.

Sich etwas zu wünschen, das nicht erreichbar ist, ist die eine andere Sache. Das ist nicht mein Zugang zur Politik, sondern wir orientieren uns am Machbaren, und da sind auf einem ausgezeichnet Weg. Ich danke all jenen, die diesen Weg mitgehen. Ich dan­ke übrigens auch den Grünen, dass sie heute unserer Artikel-15a-Vereinbarung zu­stimmen. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

19.05


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Walser. – Bitte.

 


19.05.34

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Ho­hes Haus! Es ist schön, Frau Staatssekretärin, dass Sie mit Hochdruck daran arbeiten, vor allem nachdem es hier jahrzehntelang nicht vorwärtsgegangen ist und nachdem jahrzehntelang die Prioritäten hier falsch gesetzt worden sind. Wir brauchen dringend eine Umkehrung der Ressourcen-Pyramide im gesamten Bildungssystem, wir brau­chen dringend eine intensivere Förderung der vorschulischen Einrichtung, wir brau­chen eine Aufwertung der KindergartenpädagogInnen. Es beginnt vor allem auch in diesem Bereich schon damit, dass wir die Ausbildung der KindergartenpädagogInnen auf universitärem Niveau fordern müssen.

Um es gleich dazuzusagen: Das bedeutet nicht eine Akademisierung, das bedeutet nicht eine Theoretisierung der Ausbildung, sondern das bedeutet eine Veränderung in eine Richtung, wo wir KindergartenpädagogInnen an unseren Einrichtungen – und das sind bewusst Bildungseinrichtungen, meine Damen und Herren – haben, die in der Lage sind zu diagnostizieren, was Kinder brauchen, wo es Probleme gibt im Sozialver­halten beispielsweise, wo es Defizite gibt, was die Sprachkompetenz der Kinder anlangt.

Es ist eindeutig erwiesen – das zeigen uns die PISA-Studien, das zeigt uns die TIMS-Studie, das zeigen uns verschiedene andere Studien im Bereich der Sekundarstufe 1, aber auch der Volksschule –, dass Kinder, die einen Kindergarten besucht haben, deutlich besser abschneiden. Es ist ganz klar, Kindergartenbesuch fördert die Sprach­kompetenz. Im Durchschnitt sind Kinder, die keinen Kindergarten besucht haben, laut TIMS-Studie, laut PISA-Studie in ihrem Lernerfolg in etwa ein halbes Jahr zurück. Es ist ganz klar, dass diese Kinder aus der Unterschicht stammen. Dass der Anteil von Kindern aus Migrantenfamilien hier über 50 Prozent beträgt, ist erschreckend, zeigt uns aber gleichzeitig, wo wir den Hebel ansetzen können.

Wir müssen also aus dem Kindergarten ganz bewusst eine Bildungseinrichtung ma­chen. Das ist eine zentrale Forderung. Wir brauchen eine 100-prozentige Betreuungs­quote. Frau Staatssekretärin, laut Statistik Austria sind 6,2 Prozent der Kinder nicht be­treut, also etwas mehr, als Sie gesagt haben. Ich weiß schon, die Zahlen sind immer sehr unterschiedlich, ich habe mir extra für heute die Zahl der Statistik Austria für das Jahr 2008 noch einmal herausgesucht. Demnach haben wir bei den Fünfjährigen eine Betreuungsquote von 93,8 Prozent.

Aber wie auch immer, klar ist, dass jene Kinder, die nicht in den Kindergarten gehen, deutliche Defizite haben. Von daher müssen wir fordern und wollen wir unbedingt errei-


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