Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll40. Sitzung / Seite 56

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im Gegenteil, denn nur mit einer Betreuung wird man nicht Deutsch lernen. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Das ist auch der Vorwurf, den wir Ihnen machen. Wir haben immer klare Positionen in dieser Frage eingenommen. Wir wollen, dass es nicht nur ein Flickwerk gibt, wie das auch heute wieder der Fall ist im Bereich der Bildungspolitik.

Prinzipiell begrüßen wir die Einführung der teilzentralen Matura, das ist immer eine freiheitliche Forderung gewesen, die wir auch immer in unseren freiheitlichen Program­men erhoben haben. In Ihrer Gesetzesvorlage wird aber bei dieser neuen Reifeprüfung mehr Gewichtung auf den schriftlichen Teil und weniger auf den mündlichen Teil ge­legt. Das befinden wir für sehr negativ, denn derzeit werden pro Fach drei Fragen ge­stellt; bei diesem neuen System, wie Sie es vorsehen, wird pro Fach lediglich eine Fra­ge gestellt. Das ist eine falsche Entwicklung, da sich die Schüler vor allem mündlich, im Bereich der Kommunikation, verbessern müssen.

Oder nehmen wir die Basiszuwendung für das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung: Von 2010 bis 2012 nehmen Sie eine Erhöhung von 6,5 Millionen € auf 13 Millionen € vor, aber diese 13 Millionen € wären in anderen Be­reichen notwendig. Sie wären notwendig und sinnvoller, wenn es darum geht, Um­schichtungen in den Bereichen, die ich vorher beschrieben habe, vorzunehmen, näm­lich um die Schülerzahlen zu reduzieren und mehr Lehrer anzustellen. In diese Berei­che sollten wir investieren, und nicht in ein Flickwerk, wie das heute der Fall ist. Wir er­leben in Einzelbereichen Kosmetik, man stellt quasi vor ein zerbrochenes Fenster einen Blumentopf, damit man das zerbrochene Fenster nicht sieht.

Es braucht prinzipielle Änderungen unseres Bildungssystems – keine Frage. Es braucht eine Situation, durch die wir an öffentlichen Schulen das Autoritätsprinzip wie­der sicherstellen, damit Bildungseinrichtungen eben nicht Toleranz gegenüber Drogen, Alkohol oder Gewalt leben. Wir müssen heute leider Gottes erleben, dass in vielen Be­reichen weggesehen wird.

Es kann auch nicht sein, dass es Sonderwünsche bezüglich des Schulunterrichts gibt, wie sie von diversen Glaubensrichtungen – in dem Fall von der muslimischen Glau­bensgemeinschaft – wiederholt geäußert werden. Das hat im öffentlichen Schulbereich nichts zu suchen, sondern wenn, dann im privaten Schulbereich, wie das andere Glau­bensgemeinschaften auch leben.

Das differenzierte Schulsystem ab der fünften Schulstufe ist von unserer Seite aus beizubehalten. Die FPÖ lehnt das Modell der Gesamtschule grundsätzlich ab. Damit sind wir zwar allein in diesem Haus, aber da weiß die österreichische Bevölkerung we­nigstens, an wem sie sich orientieren und auf wen sie sich verlassen kann. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir wollen bei den polytechnischen Schulen ein echtes Berufsfindungsjahr sicher­stellen, genau das wäre notwendig. Das heißt, dieses Jahr soll genutzt werden, damit man aufgeklärt wird, welche Berufe es gibt, wo man Chancen und Möglichkeiten hat, damit eben nicht jeder in die alten Berufsschemata hineingeht und wieder nur Mechani­ker oder Friseur lernt und am Ende in Wirklichkeit kein Arbeitsplatz vorhanden ist.

Ich sage, unsere Kinder sind unsere Zukunft, da wollen wir investieren, da müssen wir investieren, und da müssen wir auch die Fehlentwicklungen im Schulbereich sehr ernst nehmen. Ich denke aber – leider Gottes zeigen Sie das heute wieder –, dass Ihnen das nicht wichtig genug ist. Sie wollen alles nach unten nivellieren, Sie wollen alles gleich­stellen, und das kann sicherlich in einer zukunftsfähigen Gesellschaft nicht funktionie­ren. (Beifall bei der FPÖ.)

11.22


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mayer. – Bitte.

 


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