Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll40. Sitzung / Seite 65

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dann liegt diese Wahrscheinlichkeit nur bei 10 Prozent. – Da müssen wir den Hebel an­setzen, wir müssen allen Kindern in diesem Staat eine Chance geben, ansonsten züchten wir uns verstärkt Probleme, die in den nächsten Jahren wahrscheinlich so oder so auf uns zukommen, nämlich soziale Probleme.

Wir haben in diesem Schulsystem eine Generation heranwachsen gesehen, die mit 15 Jahren fast chancenlos ist. 21,5 Prozent der 15-Jährigen können nicht sinnerfas­send lesen. – Da müssen wir gegenarbeiten! Kollegin Musiol hat mit einer Kindergar­ten-Initiative einen ersten wichtigen Schritt gesetzt. Der Kindergarten ist ein zentraler Ansatzpunkt zur Verbesserung des österreichischen Schulwesens. Sie haben uns an Ihrer Seite, wenn wir Reformen in diese Richtung machen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.55


Präsident Fritz Neugebauer: Ich erteile nun Frau Bundesministerin Dr. Schmied das Wort. – Bitte, Frau Bundesministerin.

 


11.56.00

Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Herr Prä­sident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Herr Klubobmann Strache, wenn Sie sagen, Bildung muss ein zentrales öffentliches Anliegen sein, wenn Sie sagen, es geht im Bereich der Bildung vor allem bei den öffentlichen Ausgaben darum, dass wir das Geld richtig einsetzen, wenn Sie sagen, es geht darum, dass wir alle Begabungen und Talente unserer Kinder bestmöglich fördern, dann unterstreiche ich jede dieser Zielformulierungen. Genau darum geht es. Wir führen gerade im Unter­richtsausschuss auch unter der Leitung Ihres Bildungssprechers sehr, sehr konstrukti­ve Debatten, unterscheiden uns aber in einzelnen, doch wesentlichen Wegen; ich for­muliere das einmal so.

Auch ich bin für eine klare Differenzierung des Schulwesens, sage aber, dass die Diffe­renzierung ab dem Alter von zehn Jahren zu früh ist, weil die Bildungs- und Berufs­wegentscheidung mit zehn Jahren noch nicht so gut getroffen werden kann wie mit 14, 15 Jahren. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass wir in den Bereich der Bildungs-, Berufswegbe­ratung investieren müssen, dass wir hier Veränderungen herbeiführen müssen, denn es kann nicht einfach hingenommen werden, dass beispielsweise von 100 Schülern, die an der Handelsakademie beginnen, nur 60 die Matura erreichen. Ich spreche jetzt nicht von dem quasi gefährdeten neunten Schuljahr, von der neunten Schulstufe, son­dern das zieht sich durch. Wir verlieren die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Oberstufe, weil sich, sage ich jetzt, möglicherweise ganz viele Kinder in der falschen Schulart befinden, weil sie mit Soll und Haben eben keine nähere Affinität aufbauen können, sich damit nicht identifizieren können. Das heißt, wir müssen die Bildungsweg­entscheidung unserer Kinder besser vorbereiten.

Ich bin absolut bei Ihnen und habe das hier im Hohen Haus immer wieder betont: Je­des Kind, das in Österreich in die Schule geht, muss die deutsche Sprache beherr­schen. – Diesbezüglich müssen wir im Kindergarten ansetzen, müssen wir mit Förde­rungen ansetzen, Quoten werden uns hier nicht weiterbringen. (Beifall bei der SPÖ so­wie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Frau Abgeordnete Haubner hat voll und ganz recht, wenn sie sagt, im Bildungsbereich ist noch unglaublich viel zu tun. Ich bin aber ein bisserl anderer Meinung als Herr Ab­geordneter Walser, der auf den großen Wurf wartet. Ich glaube, diesen einen großen Wurf gibt es in der Bildungsreform nicht. Es gibt einfach eine lange Liste von Projekten, die konsequent, manchmal mit einer gewissen Hartnäckigkeit abzuarbeiten ist, Schritt für Schritt, Projekt für Projekt. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

 


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