Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll45. Sitzung / Seite 224

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Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzter Redner dazu zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Kaipel. Eingestellte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.15.57

Abgeordneter Ing. Erwin Kaipel (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich möchte zum Tagesordnungspunkt 19, dem Antrag 612/A(E), kurz Stellung nehmen und darf mit drei Fragen beginnen: Sind gesunde Kinder mach­bar? Können wir uns aussuchen, wie Kinder sein sollen? Und wollen wir das über­haupt?

Durch den „combined-Test“ kann durch Kombination verschiedener Tests errechnet werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine mögliche Chromosomenanomalie zu er­warten ist. Pränatale Diagnostik, wie im Antrag gefordert, gibt den Anschein, dass wir Schwangerschaften bis ins letzte Detail kontrollieren und kalkulieren und somit Kinder nach unseren Wünschen bestellen könnten.

Der „combined-Test“ wird bei sogenannten Risikoschwangerschaften ohnehin schon durchgeführt. – Es scheint, dass wir immer mehr in die Richtung gehen, Schwanger­schaften an sich zum Risiko zu erklären, doch ist es weder die Schwangerschaft, noch ist es das Kind, die das Risiko bedeuten, eher sind wir mittlerweile eine Risikogesell­schaft geworden.

Tatsache ist, dass Mütter eines behinderten Kindes ein viel höheres Risiko haben, zu verarmen, und zwar sozial und finanziell. Ob diese Frauen nun über oder unter 35 Jah­re alt sind, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Sie sind auf sich alleine gestellt, denn die Scheidungsrate ist bei Eltern behinderter Kinder ungleich höher.

Wir haben alle technischen Möglichkeiten, doch oft fehlt es an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Mit dem „combined-Test“ lässt sich zwar eine Trisomie 21 fest­stellen, aber was ist dann? – Die Entscheidung, ein möglicherweise nicht normgerech­tes Kind zu bekommen, ist eine höchst individuelle und private.

Doch warum diese Entscheidung so schwierig ist, ist auch unsere Verantwortung. – Wir können dieses sogenannte Risiko mindern, indem wir Kinder und ihre Familien nicht alleine lassen. Wir können uns Kinder nicht designen, aber wir können die Welt, in der wir leben möchten, gestalten.

Da, meine Damen und Herren, vor allem meine Damen und Herren Antragsteller, der Test bei Risikoschwangerschaften ohnedies angewendet wird, da ein positives Ergeb­nis dann trotzdem zu keinem Problem führen muss, sondern nur zur Verunsicherung führt, da ein unauffälliges Ergebnis eine Behinderung aufgrund anderer Ursachen trotz­dem nicht ausschließt und da die Mutter-Kind-Pass-Kommission sich gegen ein gene­relles Screening ausgesprochen hat, folgen wir der Meinung der Experten und können dem Antrag nicht beitreten. (Beifall bei der SPÖ.)

20.19

20.19.20

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Dazu ist nun niemand mehr zu Wort gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

Wünscht eine der Berichterstatterinnen beziehungsweise der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vor­nehme.

Zunächst kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Gesundheitsausschusses, seinen Bericht 406 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Ich weise den Antrag 184/A(E) dem Familienausschuss zu.

 


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