Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll46. Sitzung / Seite 140

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Wir sollten dabei nicht nur den Aspekt der Solidarität sehen, der zweifelsohne wichtig ist, sondern auch, dass wir da auch Eigeninteresse haben müssen. Ich möchte kurz auf unseren Besuch in Bhutan im heurigen Sommer eingehen; ein gutes Beispiel dafür, dass wir selbst davon in wenigen Jahren mehr profitieren werden als die Bhutaner von uns. In wenigen Jahren wird es nicht mehr notwendig sein, dort finanziell zu helfen, sondern dort wird dann unser Know-how im Bereich Tourismus, im Bereich Wasser­wirtschaft, in anderen Bereichen gefragt sein und dort werden wir auch Geschäfte machen können.

Ein Weiteres: Wenn wir wirklich wollen, dass Migration möglichst ohne Probleme, möglichst ohne Konflikte stattfindet, dann müssen wir – und nur so wird das funk­tionieren – unseren Partnerländern in der Dritten Welt eine gute Entwicklung ermög­lichen.

Noch ein Aspekt erscheint mir in diesem Zusammenhang wichtig, gerade jetzt im Hin­blick auf die Klimakonferenz in Kopenhagen: Wenn wir unser Leben insgesamt einiger­maßen vernünftig weiterführen wollen, dann müssen wir dafür Sorge tragen, dass wir unser Klima, unsere Umwelt im Gleichgewicht halten.

Ich bin sehr froh darüber, dass es jetzt doch etwas Bewegung bei den Reduktions­zielen gibt. Ich war sehr positiv überrascht über die Ankündigung Russlands, dass man sich auch ein Reduktionsziel von 25 Prozent vorstellen kann.

Ich denke, da werden alle ihren Beitrag leisten müssen, Industrieländer genauso wie Schwellenländer und Entwicklungsländer, und zwar in dem Sinn, dass sie die Fehler, die wir gemacht haben, einfach nicht mehr wiederholen.

In diesem Sinne stehen uns vier sehr entscheidende Wochen bevor – ich hoffe, dass wir in Kopenhagen Erfolge vorweisen können –, vier entscheidende Wochen für die Zukunft unserer Erde. Ich hoffe, wir können sie nutzen, und glaube, dass wir alles, was wir tun können, dazu beitragen werden. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.53


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Bayr zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


15.53.54

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Außenminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte auch auf die dritte Krise neben der Wirtschafts- und der Klima- und Energiekrise eingehen, nämlich auf die Nahrungsmittelkrise, die oft ver­gessen wird. Alle drei Krisen betreffen vor allem Menschen in armen Ländern, alle drei Krisen sind aber Krisen, die von den reichen Ländern ausgegangen sind. Es ist auch in allen drei Fällen so, dass die reichen Länder den Schlüssel dazu in der Hand haben, diese Krisen zu bewältigen. Wir sind die erste Generation, die sowohl die Technologie als auch die Mittel hat, alle Menschen auf dieser Welt aus der Falle von Hunger und Armut zu befreien. Was fehlt, ist der politische Wille dazu.

Es sind heuer erstmals eine Milliarde Menschen auf dieser Welt, die hungern. Ich denke, das ist eine der größten Menschenrechtsverletzungen, die in diesem 21. Jahr­hundert passieren. Jedes Jahr sterben ungefähr 8,8 Millionen Menschen an den Fol­gen von Hunger. Das heißt, jede dritte Sekunde stirbt ein Mensch. Selten ist es jedoch ein Problem von zu wenig Nahrung – das ist nicht das Hauptproblem –, sondern es sind soziale, ökonomische und politische Faktoren, dass Hunger in der Welt herrscht, Faktoren, die zu ändern sind, wenn man sie ändern möchte, beispielsweise die Frage des Bevölkerungswachstums. Es ist absehbar, dass es – vor allem gepaart mit dem Klimawandel – zu einer Verknappung von Nahrungsmitteln in manchen Regionen kommen wird, gleichzeitig ist es aber so, dass etwa 200 Millionen Frauen auf dieser


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