Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll46. Sitzung / Seite 204

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ist es jedoch meines Erachtens durch das Zögern der Bundesregierung nicht mehr möglich, die erwähnten Pläne umzusetzen, was ich sehr bedauerlich finde.

Ich frage mich schon, warum dies erst durch Initiative einer Oppositionspartei ins Rol­len gekommen ist. Warum ist die Regierung nicht selber draufgekommen und hat sich diesbezüglich nicht früher bewegt? (Ruf beim BZÖ: Weil sie dauernd streiten!)

Wir würden uns jedenfalls wünschen, dass diese Initiative nicht nur im staatlichen Bereich umgesetzt, sondern auch auf Privatsammlungen ausgeweitet wird, denn das würde den sehbehinderten Menschen sicherlich weiterhelfen. – Vielen Dank. (Beifall beim BZÖ.)

19.22


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abge­ord­neter Dr. Zinggl. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


19.22.37

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (Grüne): Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Wir haben es da mit zwei ganz unterschiedlichen Anträgen zu tun.

Zunächst einmal zu jenem zur Kunstvermittlung für seh- und hörbehinderte Menschen in Museen – dazu wird meine Kollegin Helene Jarmer noch mehr sagen –, vorerst nur dies: Es soll niemand glauben, dass man, wenn man sehbehindert ist, Bilder nicht wahrnehmen kann, und es soll niemand glauben, dass Bilder überhaupt nur gesehen werden können. – Das ist ein alter Irrtum. Im Gegenteil, es erschließt sich die meiste Kunst über unser Wissen und über unsere Erfahrung. Es ist also ganz klar, dass wir Kunst durchaus schätzen, ohne sie je gesehen zu haben, und dass wir umgekehrt so manches sehen und nicht erkennen, dass es Kunst ist.

Das heißt, es geht immer um den Kontext, es geht um die Vermittlung. Und ich glaube, dass es für die Kunstvermittlung überhaupt ein wichtiger Schritt ist, dass wir jetzt über­legen, gerade für Sehbehinderte so etwas wie Audio-Guides und so weiter einzufüh­ren.

Überlegen wir uns aber einmal Folgendes: Solche Audio-Guides dürfen nicht so umge­setzt werden, wie bisher die klassische Kunstvermittlung in den Museen stattgefunden hat, nämlich dass da erklärt wird: Da sehen Sie den Erzherzog Kasimir mit seinem Schoßhündchen aus der Donauschule um 1700 und so weiter. – Das bringt überhaupt nichts. Das muss so ein spannender Plot sein, dass alle sagen: Eigentlich brauch ich das Bild gar nicht zu sehen, es ist mir jetzt so nahe gekommen, was die Entwicklungs­geschichte da geleistet hat, dass ich zufrieden bin.

Und dann können Sie mit diesem Kunstvermittlungstrick, kann ich fast sagen, auch zu den Sehenden gehen, und die werden dann auch die Kunst viel besser verstehen als bisher. Ich sehe da also eine riesige Chance für die Kunstvermittlung. (Beifall bei den Grünen.)

Aber jetzt lassen Sie mich noch ganz kurz zum Schutz österreichischer Kulturgüter – Antrag Neubauer – etwas sagen. Wir sind, glaube ich, alle für diesen Schutz, aber so wie Sie das darstellen, Herr Kollege Neubauer, müssten unsere Museen, unsere Kirchen, unsere Galerien eigentlich alle leer sein.

Ich habe mir nach der letzten Ausschusssitzung die Mühe gemacht und bin in die Minoritenkirche hinübergegangen, und ich kann Ihnen sagen: Es ist noch alles da. Es ist alles da wie eh und je, obwohl dort kein Stacheldrahtzaun ist, obwohl dort überhaupt keine Videokamera installiert ist, und ich habe auch keine Polizei gesehen. – Mag sein, dass das eine Mütterchen vor den Kerzen dort eine Zivilbeamtin war oder so, aber ich glaube jedenfalls, hier wird übertrieben.

 


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