Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung / Seite 105

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Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Hakl. – Bit­te.

 


12.46.58

Abgeordnete Mag. Karin Hakl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Kol­lege Scheibner, Sie sind so unglaublich wienerisch. (Abg. Scheibner: Gott sei Dank! Da hab ich nichts dagegen!) Als Tirolerin ist es für mich immer wieder verwunderlich, wie fokussiert viele Abgeordnete hier im Haus ausschließlich auf die Verhältnisse in Wien sind. (Abg. Scheibner: Den Leuten, die eingeliefert werden in die Anstalten, de­nen ist es egal, ob in Innsbruck oder Wien! Das ist eine komische Argumentation!)

Der Kollege Steinhauser wahrscheinlich auch – ich unterstelle ihm das jetzt –, denn ich gebe zu, dass es für mich durchaus vorstellbar ist, in Wien die psychiatrische Ver­sorgung so zu organisieren, dass dort, wo jemand am Wochenende hinkommt, auch wirklich immer zwei Ärzte da sind. Ich kann mir das aber in ganz kleinen Bezirks­krankenhäusern nicht vorstellen. (Ruf bei den Grünen: Lienz!) Ja, wie in Lienz oder wie in Reutte oder sonst wo. Wir machen ein Gesetz für die Verhältnisse in ganz Öster­reich, wo es ganz wichtig ist, dass auch am Land endlich psychiatrisch und klinisch zu betreuende Patienten überhaupt erst einmal betreut werden können – in ihrer eigenen Heimatregion.

Ich gebe dem Kollegen Grünewald und meinem Kollegen recht, wenn sie sagen, dass die psychiatrische Versorgung in Österreich in einem nach wie vor beklagenswerten Zustand ist. Wir haben viel zu wenige Kinderpsychiater, wir haben viel zu wenige Fach­ärzte für Psychiatrie, und ja, Depression ist eine Volkskrankheit und die Suizidfälle übersteigen andere Todesarten um ein Vielfaches. Daher bin ich sehr glücklich da­rüber, dass zur Verhinderung dessen, was heute immer so bürokratisch als „Drehtür-Effekt“ bezeichnet wurde – was nichts anderes ist, als dass wirklich akut suizidgefähr­dete Personen, das sind nicht Verbrecher, die meistens angehalten werden, sondern Menschen, die mit einer schweren Depression in eine kleine psychiatrische Abteilung kommen, entlassen werden, nachdem sie drei, vier Tage lang stimmungsaufhellende und antriebssteigernde Medikamente bekommen haben, was sich natürlich zur Hintan­haltung des nächsten Schubes fünf Tage später überhaupt nicht eignet –, jetzt endlich auch einmal dezentral eine vernünftige und passende Behandlung überhaupt erst mög­lich ist. Dafür danke ich der Frau Bundesminister und ich hoffe, dass wir gemeinsam im Bereich der psychiatrischen Versorgung der Bevölkerung in Österreich wirklich weiter­kommen.

Zur Diagnosestellung von klinischen Psychologen, die in vielerlei Hinsicht sehr wertvol­le Arbeit leisten, bin ich allerdings der Überzeugung, dass angesichts der Vielfalt der psychiatrischen Erkrankungen eine solche Diagnose, die ja außer Acht lassen muss, ob akut medikamentöse Unterstützung gebraucht wird oder nicht, wohl nicht das geeig­nete Instrument sein kann. Ich danke inzwischen und ich glaube, dass uns diese The­matik sehr breit und noch lange beschäftigen wird. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

12.49


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Steßl-Mühlba­cher. – Bitte.

 


12.50.10

Abgeordnete Mag. Sonja Steßl-Mühlbacher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Hohes Haus! Die Änderungen des Unterbringungsgeset­zes tragen den bisherigen Erfahrungen in der Praxis Rechnung. 19 Jahre nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes ist eine Novelle notwendig.

Im Bereich der Psychiatrie kam es zu strukturellen Änderungen, es kam zu einer De­zentralisierung. Anstatt der Unterbringung in größeren Anstalten für Psychiatrie werden


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