Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll60. Sitzung / Seite 36

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Sehr geehrte Damen und Herren! Sexueller Missbrauch an Kindern ist ein gesellschaft­liches Problem, das uns alle angeht. Suchen wir nach gemeinsamen Lösungen! – Dan­ke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.23


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit aller weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Aktuellen Stunde laut § 97a Abs. 6 der Geschäftsordnung 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Jarolim. – Bitte.

 


9.23.41

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Sehr geehrte Bundesministerinnen! Mei­ne Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es ist überhaupt keine Frage, dass dieses Thema natürlich absolut nicht zur Politisierung geeignet ist. Wir alle haben in diesem Zusammenhang gleichermaßen Verantwortung. Alle Gewal­ten des Staates, Frau Bundesminister, haben damit entsprechend umzugehen, um zwar sowohl im Hinblick auf die Zukunft als auch in Bezug auf die Vergangenheit. Ich denke, dass man das bei einem runden Tisch sicherlich auch beleuchten muss. Es ist unser aller Kompetenzlage, damit wirklich entsprechend umzugehen.

Sexueller Missbrauch ist das eine, und gewalttätige Erziehungsmaßnahmen sind das andere, und ich würde ersuchen, das nicht in einen Topf zu werfen, sondern da sehr wohl zu unterscheiden. Bedauerlicherweise findet insbesondere sexueller Missbrauch von Jugendlichen statt, und gerade die Art und Weise, wie er in diesem Zusammen­hang begangen wurde, betrifft oft über viele Jahre nicht nur die Einzelnen, die aus den Heimen nicht hinaus können, die ausgeliefert sind und denen die Zukunft genommen wird, sondern es handelt sich hiebei, da die Jugendlichen der Obhut anvertraut sind, auch um den Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses in großem Umfang.

Natürlich nimmt das den Einzelnen auch jede Zukunftsperspektive, weil das Selbstbe­wusstsein gebrochen wird und weil das, was Menschen eigentlich ausmacht, nämlich der Glaube an sich und an andere, wegfällt. Außerdem werden diese Menschen – das hören wir von Wissenschaftern immer wieder –, wenn sie erwachsen sind, ihrerseits zu Problemfällen. Insofern ist es für alle, aber natürlich auch für die Justiz ein Thema, wie man mit diesen Fällen umgeht.

Ich anerkenne, dass Kardinal Schönborn als einer der wenigen in der katholischen Kir­che von Beginn an ein klares Bekenntnis zu der diesbezüglichen Verantwortung abge­geben hat. Ich meine, die Behandlung dieses Problemkomplexes sollte mit unser aller Unterstützung angegangen werden! Ich glaube allerdings, dass wir zusätzlich zu dieser Kommission, als deren Vorsitzende Frau Klasnic namhaft gemacht wurde, eine weitere Kommission brauchen.

Ich zitiere in diesem Zusammenhang Herrn Pfarrer Rudolf Schermann, den Herausge­ber von „Kirche In“, einer renommierten Zeitung, und dieser sagt selbst: Die Bestellung der Frau Klasnic halte ich für eine sehr unglückliche Fügung. – Es scheint ihm das ein Versuch zu sein, die ganze Sache auf eine ungefährliche Schiene zu stellen. Er fordert dazu auf – und ich glaube, das ist das, was für uns alle gelten muss! –, dass man auf die Missbrauchsopfer hört, dass diese einzubeziehen sind, dass sie ein fixer Bestand­teil dieser Kommission sind und auf diese Weise erfahren, dass der Staat, die Öffent­lichkeit beziehungsweise die Gesellschaft sich ihrer Situation annimmt. Man kann das nicht auslagern. Man kann das nicht privatisieren. Es ist dies eine Angelegenheit, die uns alle betroffen macht! (Beifall bei den Grünen.)

Daher glaube ich auch, dass es sehr wichtig ist, egal, ob es sich hiebei nun um eine Kommission oder einen Opferanwalt handelt, dass wir auch die Diskussion mit Kardinal


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite