Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren Rednerinnen und Redner 5 Minuten beträgt.
Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.
10.52
Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat das ja jetzt ausgeführt: Die wichtigste Herausforderung für uns und auch für die anderen EU-Staaten ist nach wie vor die Bewältigung der Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Sie alle wissen, dass dies die schwerste weltweite Wirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist. Die Auswirkungen haben das Leben der Menschen massiv und schwer getroffen, und man erwartet sich jetzt völlig zu Recht von uns, dass wir entschlossen und auch schnell handeln.
Einen Beitrag zur Krisenbewältigung werden wir alle leisten müssen, aber vor allem diejenigen, die mitverantwortlich sind, dass diese Krise zustande gekommen ist, die diese Krise mit verursacht haben. Sie sollen einen gerechten Beitrag leisten. Da kann ich Ihnen, Herr Bundeskanzler, nur zustimmen.
Wir treten daher – es wurde schon erwähnt – in der EU sehr vehement dafür ein, dass es erstens eine EU-weite Bankenabgabe geben soll, dass es eine EU-weite Finanztransaktionssteuer geben soll, und dafür, dass endlich Schritte gesetzt werden, die Finanzmärkte zu regulieren und dadurch die Ursachen von künftigen Krisen zu verhindern. Während in allen EU-Ländern die Regierungen eigentlich noch damit beschäftigt sind, die Auswirkungen der Krise zu bekämpfen, wird auf den Finanzmärkten schon wieder sehr heftig spekuliert.
Was zeigt uns das? – Das zeigt uns ganz deutlich, dass die Finanzmärkte strenger reguliert werden müssen, damit wir eine Wiederholung der Finanzkrise – Sie wissen beziehungsweise haben sicherlich gelesen, dass Experten bereits vor einer neuen solchen Finanzkrise warnen – verhindern können. Hier ist rasches Handeln gefordert, rasches Handeln der Entscheidungsträger auf europäischer Ebene. Daher bin ich sehr froh, dass Bundeskanzler Faymann sich auch mit Nachdruck dafür einsetzt, dass Entscheidungen getroffen werden.
Sollte allerdings die EU uneins bleiben und auf Maßnahmen verzichten, dann glaube ich nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger das verstehen. Sie würden mit Recht die Frage nach der Sinnhaftigkeit der EU zu stellen beginnen, obwohl die Krise das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EU an sich gestärkt hat.
Ich will nicht verhehlen, dass ich über die Studie, die die Europäische Kommission vor Kurzem zu innovativen Finanzierungsquellen präsentiert hat, wirklich enttäuscht bin, weil darin die Möglichkeit für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer gar nicht seriös untersucht worden ist. Da hat die Kommission aus meiner Sicht noch einen neuen Anlauf zu nehmen, denn der Auftrag sowohl des Europäischen Rates als auch des Europäischen Parlaments war eindeutig und klar. Ich halte auch die Schlussfolgerungen der Kommission – entweder Bankenabgabe oder Finanztransaktionssteuer – für nicht wirklich nachvollziehbar.
Meine Damen und Herren! Die EU steht vor großen Herausforderungen und ist gerade im Begriff, eine Zukunftsstrategie – Sie kennen den Begriff „Europa 2020“ – zu beschließen. Da geht es aus unserer Sicht vor allem darum, eine Balance zwischen Wirtschaft und sozialer Sicherheit herstellen zu können, denn diese beiden Bereiche müssen gleichrangig sein, die Gleichrangigkeit dieser beiden Bereiche muss gesichert werden. Wir lehnen da eine schiefe Ebene absolut ab. (Beifall bei der SPÖ.)
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