Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll60. Sitzung / Seite 215

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Wäre es nicht gescheiter, wenn wir im Jugendalter mehr Milchprodukte zu uns nehmen würden? Das würde nämlich die Kalziummasse im Körper erhöhen. Der Fachausdruck heißt Big Bone Mass Index. Das wäre gescheiter, als 30 oder 40 Jahre später mit groß­artigen medizinischen Maßnahmen intervenieren zu müssen, die enorm viel Geld kos­ten und manchmal auch Leid mit sich bringen.

Ich glaube, es gibt genügend Gründe. Ich könnte jetzt stundenlang reden – gegen mei­ne eigene Profession, denn ich lebe ja von Kranken und weniger von Gesunden. Aber ich denke, Ziel einer modernen Gesundheitspolitik und einer Gesundheitspolitik mit Herz – und dafür stehen wir von der ÖVP – muss es sein, dass möglichst viele Men­schen gesund alt werden.

Deshalb ist der Nationale Aktionsplan ein sehr gutes Instrument. Er ist vielleicht un­spektakulär – wesentlich weniger spektakulär als ein Spital zu schließen oder über Bei­tragserhöhungen herumzustreiten. Aber ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig. Denn wenn wir nichts tun, wird das Übergewicht laut Forschern noch einmal um 50 Prozent steigen – dabei ist es in den letzten Jahren schon um 50 Prozent gestiegen.

Das heißt, wir können es uns nicht leisten, eine sich nicht bewegende, zunehmend übergewichtige Nation zu werden! – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

18.51


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


18.52.06

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zu diesem Nationalen Aktions­plan Ernährung ist ja schon sehr viel gesagt worden. Es wird keiner hier bestreiten, dass gesunde Ernährung wichtig und gut ist.

Mir drängt sich allerdings folgende Frage auf: Wenn ich so einen Ernährungsplan he­rausbringe – wer wird sich daran halten? Was bewirkt dieser Plan – allein, nur so, wenn er hier liegt? – In Wahrheit gar nichts, glaube ich, Herr Bundesminister.

Denn eines muss man sagen: Wir haben jetzt die dritte Generation von Kindern, die sich von Junkfood ernähren. Wir haben eine Generation von Kindern, die sich nur zwi­schen Fernsehapparat und Computer hin- und herbewegen. Und genau da liegen, glaube ich, die großen Probleme. (Beifall bei der FPÖ.)

Damit komme ich zu den Mankos dieses Ernährungsplans. Es wird überhaupt nicht auf Bewegung oder auf körperliche Ertüchtigung eingegangen. Ich glaube, Herr Bundes­minister, es wäre schon notwendig, dass Sie, wenn Sie das wirklich ernst nehmen und ernst meinen, mit Ihrer Kollegin Schmied darüber sprechen, dass man zum Beispiel eine tägliche Sportstunde in den Schulen einführt. Auch das wäre ein Schritt in die rich­tige Richtung.

Außerdem sollte in den Schulen verpflichtend eine gesunde Jause angeboten wer­den. Es gibt nämlich nach wie vor Schulen, wo die Kinder eigentlich nur zwischen Scho­koladeriegel und Leberkässemmel wählen können. Das wächst natürlich mit. Das sind alles Dinge, wo ich sagen muss: Der Ernährungsplan ist zwar gut gemeint, wird aber in dieser Hinsicht nichts bewirken.

Dazu kommt noch Folgendes: Gesunde Lebensmittel, das ist eben so eine Sache, Herr Bundesminister. Ich weiß, dass Sie sich da immer wieder bemüht haben, aber wir ha­ben nach wie vor ganz hohe Pestizidwerte im Gemüse, wir haben keine Grenzwerte für Acrylamid. All diese Dinge gehören in so einen Aktionsplan beziehungsweise gehören sie parallel dazu auch betrachtet und geregelt. Und da geschieht eigentlich überhaupt nichts!

 


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