Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll67. Sitzung / Seite 232

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heitsberufen und unter ÄrztInnen für alte Menschen wird sicher steigen. Es hat ja auch in der Gesundheitsreform ein Signal gegeben, indem man versucht hat, akutgeriatri­sche Betten im stationären Bereich und im LKF-System zu etablieren.

Was man aber übersehen hat, ist, dass Kompetenzen in Ausbildung, in Diagnostik und Therapie für diese geriatrischen Betten eigentlich einer privaten Initiative oder eines Ärztekammerdiploms bedürfen. Jedenfalls gibt es keine Verankerung in der Ausbildung von jungen Medizinerinnen und Medizinern, die dafür gesorgt hätte, dass Kompetenz und Erfahrung im Behandeln alter Leute ausreichend da gewesen wäre.

Rasches Handeln ist deswegen erforderlich, weil, wie Sie wissen, eine Ausbildung zum Arzt, zum Facharzt, zum Additivfacharzt, keine Sache von Wochen und Monaten, son­dern von Jahren ist. Wenn man also heute Signale setzt, müssen wir ohnedies fünf, sechs oder noch mehr Jahre warten, bis sich die ersten Früchte zeigen. Und ich glau­be, dass alte und immer älter werdende Menschen natürlich genau solch konsequente Rechte haben müssen wie Junge, Erwachsene, Kinder und nicht sozusagen ein Stief­kind der Medizin sein müssen.

Alte Leute reagieren anders auf Medikamente, verstoffwechseln diese anders, reagie­ren teilweise paradox auf Beruhigungsmittel, indem sie dadurch in Erregungszustände versetzt werden. Sie bedürfen jedenfalls einer anderen Aufmerksamkeit, und diese Er­fahrung muss vermittelt werden. Und die wird nicht im Gesundheitsministerium vermit­telt und nicht bei den Pfadfindern oder irgendwo, sondern eben dort, wo das Studium gemacht wird, und das ist nun einmal die Medizinische Universität.

Wenn es eine Bundesregierung gibt, die gemeinsame Ministerräte abhält, frage ich mich, warum sich nicht auch zwei Ministerien zusammenraufen und solche Signale set­zen können. Man kann es in den Wissenschaftsausschuss geben, auch in den ande­ren, aber warum nicht in beide? Vielleicht sagen beide, es ist vernünftig und spart auch Geld, weil kompetente Ausbildung natürlich Behandlungsfehler reduziert.

Wenn ich alte Leute falsch behandle, überdosiere, eben bei Psychopharmaka nicht Acht gebe oder meine, wenn die alten Leute ihren Teller voll Essen zurückgeben, sie hätten keinen Hunger, in Wirklichkeit aber können sie nicht zu Messer und Gabel grei­fen – auch ein Problem der Pflege –, dann passieren Sachen, die sonst nicht passiert wären.

Da gilt es Verantwortung zu zeigen – im Wissenschaftsressort, aber auch im Gesund­heitsressort, wenn Sie so wollen, im Sozialressort. Ich wünsche mir, dass hier nicht he­rumgestritten wird, aber ich weiß, worum es da geht: Ärzte kämpfen um ihr eigenes Fach. Sie meinen, dass ihnen ein Additivfacharzt für Geriatrie dann alle alten Patienten wegnimmt. An den Kliniken meinen sie, dass man den etablierten Abteilungen, wie Psychiatrie, Neurologie, Innere Medizin, wo sehr viel alte Leute liegen, wieder Betten wegnimmt, und dann kommt ein neuer Ordinarius und der verdient dann dort, wo ich verdient hätte. Das sind die ganz banalen, primitiven und menschlichen – aber nicht er­freulichen menschlichen – Regungen. Und die Länder haben Angst, dass da jetzt noch ein geriatrisches Primariat kommt, das sie auch noch zahlen müssen. Aber was man sich dadurch erspart, darüber redet niemand.

Ich plädiere noch einmal dafür: Geben Sie auch alten Menschen das Recht, zeitgemäß so behandelt zu werden wie andere Altersgruppen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

21.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Au­bauer. – Bitte.

 


21.09.27

Abgeordnete Mag. Gertrude Aubauer (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Ich schließe gleich an Professor Grünewald an, der gesagt hat, Medikamente wir-


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