Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 14

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Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Der Be­fund ist nur teilweise korrekt. Ich möchte betonen, dass es da ja nicht nur um die Zu­wanderungsgeschichte geht. Das, was die Situation in Österreich so brisant gestaltet, ist der Umstand, dass die Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in den meisten Fäl­len aus sozial schwachen Schichten kommen. Das möchte ich betonen. Das heißt, wir müssen früh mit der Ausbildung beginnen. Daher soll der Kindergarten auch als Bil­dungseinrichtung fungieren. Ich bin froh darüber, dass dieser jetzt ab dem 5. Lebens­jahr verpflichtend ist, wo Sprachförderung eine große Rolle spielt.

Ich kann nur immer wieder betonen: Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zum Bil­dungserfolg in Österreich! Daher werden wir heute Nachmittag im Parlament auch Deutschförderung an den Pflichtschulen und an den AHS-Unterstufen beschließen. Da müssen wir dranbleiben, daran führt kein Weg vorbei.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Dr. Walser, bitte.

 


Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Frau Ministerin! Es geht in dieser Frage­stellung um die Eckpunkte einer künftigen Schulreform, und da erinnere ich daran, dass eigentlich alle Fachleute in Österreich davon sprechen, dass die Trennung der Kinder in der Schule mit neuneinhalb Jahren zu früh ist. Inzwischen gibt es auch in der ÖVP eine sehr breite Diskussion darüber und sehr erfreuliche Meldungen dazu.

Meine Frage zielt in die Richtung, ob es von Ihrer Seite mit der ÖVP schon Verhand­lungen dahin gehend gibt, dass wir nicht das Modell der Neuen Mittelschule, das Sie ja präferieren und das wir von den Grünen aus verschiedenen Gründen sehr kritisch se­hen, weil es, wie Christoph Leitl gesagt hat, nicht einmal ein Schrittchen in die richtige Richtung ist, einführen, sondern das Modell einer wirklich gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen umsetzen, und ob der Finanzminister diesbezüglich auch Vorkehrun­gen trifft.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Für Ver­handlungen dazu ist es noch zu früh, da ich erst die Position der ÖVP erwarte. Was die Neue Mittelschule betrifft, vertreten wir unterschiedliche Meinungen. Es ist ganz wich­tig, die 320 Standorte, die wir ab September in Österreich realisieren werden, jetzt nicht mehr als Schulversuch zu betrachten, sondern als eine Bildungsbewegung. 320 Standorte, 35 000 Schülerinnen und Schüler, 3 500 motivierte Lehrerinnen und Lehrer: Das sind die überzeugenden Argumente! Ich freue mich auf die ersten Eva­luierungsergebnisse. Und dann gehen wir Schritt für Schritt voran. Ich bin da sehr zu­versichtlich – weniger in Bezug darauf, welche Ideologie sich da durchsetzt, denn ich denke, die Eltern werden hier die Entscheidung treffen. (Beifall bei der SPÖ.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Kö­nigshofer.

 


Abgeordneter DDr. Werner Königshofer (FPÖ): Frau Bundesminister! Nachdem das österreichische Bildungssystem in den letzten Jahren sukzessive nach unten nivelliert worden ist, habe ich heute eine Frage bezüglich der Hochbegabten an Sie.

Hochbegabte hat es in allen Völkern zu jeder Zeit gegeben, und sie wurden von den Kulturen auch verschieden behandelt und gefördert. Ich darf zwei Beispiele dafür ge­ben: den deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß, der mit 21 Jahren seine bahn­brechende mathematische Arbeit „Disquisitiones Arithmeticae“ geschrieben hat, oder Justus Liebig, der mit 21 Jahren schon Universitätsprofessor in Gießen wurde. Daran kann man sehen, dass Hochbegabte in Kulturen eine wichtige Rolle spielen.

 


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