Verfügen Sie über aktuelles Zahlenmaterial, wie viele Maturanten aus dem ländlichen Raum von Hauptschulen zur Matura gelangen?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.
Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Die Statistik habe ich jetzt nicht auswendig parat, kann ich Ihnen aber mit Sicherheit zur Verfügung stellen.
Faktum ist, und da haben Sie recht: Wir müssen bei unseren bildungspolitischen Maßnahmen noch viel mehr differenzieren zwischen Bildungsanforderungen im ländlichen Bereich und Notwendigkeiten im städtischen Bereich. Wenn wir von Individualisierung im Unterricht sprechen, vom Zugehen auf jedes einzelne Kind, dann bedeutet das gleichzeitig auch Differenzierung der bildungspolitischen Maßnahmen.
Ich bin jetzt in sehr intensiven Gesprächen mit den Vertretern und Vertreterinnen der Lehrergewerkschaft. Es geht darum, vor allem das Thema Brennpunkt-Schulen, wo sehr, sehr viele Kinder mit Zuwanderungsgeschichte lernen, besonders im Auge zu haben, denn alle Kinder, die bei uns leben, werden in 15, 20 Jahren die Geschicke unseres Landes bestimmen. Daher müssen wir uns um alle Kinder kümmern und auf Leistung achten.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Schenk.
Abgeordnete Martina Schenk (BZÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Der Prozentsatz der regelmäßig Nachhilfe zahlenden Eltern steigt sukzessive mit der Schulbildung. In der Volksschule sind es noch rund 8 Prozent, in der Hauptschule bereits 17 Prozent der Eltern, die Nachhilfe zahlen müssen, bei der AHS-Unterstufe zahlt bereits ein Viertel der Eltern private Nachhilfe. Insgesamt belaufen sich die Kosten für diese private Nachhilfe auf rund 160 Millionen €.
Die Lehrer haben ja als einzige Berufsgruppe mit Vollzeitbeschäftigung rund 70 Tage Urlaub im Jahr, das sind 30 Tage mehr, als alle anderen Dienstnehmer zur Verfügung haben.
Meine konkrete Frage ist nun: Können Sie sich vorstellen, zur finanziellen Entlastung der Eltern und der Familien die Lehrerschaft zur Gratis-Nachhilfe in den Ferien zu verpflichten?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.
Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Die Thematik, die Sie ansprechen, betrifft das Dienst- und Besoldungsrecht, insbesondere auch den öffentlichen Dienst insgesamt. Es erscheint mir nicht so wichtig, zu überlegen, wie Nachhilfe finanziert werden kann, sondern es ist viel wichtiger, schon früher anzusetzen. Was ist zu tun, damit es gar nicht so weit kommt? – Das heißt, den Lernerfolg in der Schule zu erhöhen und zu steigern, das muss das Thema sein.
Ich kann nur immer wieder wiederholen: Individualisierung, Bildungsstandards, Rückmeldekultur und vor allem auch Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer, das halte ich für sehr zentral, verbunden mit den richtigen Bildungswegentscheidungen, sodass die Kinder gerne und mit Interesse lernen. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Anfrage 75/M der Frau Abgeordneten Haubner. – Bitte.
Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin, ich schätze Ihr bildungspolitisches Engagement, es ist nur leider so, dass eine einheitliche Linie der Regierung in manchen Bereichen nicht erkennbar ist. Ich denke dabei an die gemeinsame Schule, an die Neue Mittelschule oder Inhalte der Verwaltungsreform.
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