Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll72. Sitzung, 7. Juli 2010 / Seite 53

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Burn-out, von gesundheitlichen Problemen betroffen sind. Auch diese Personen haben Familien, und auch diese Personen haben ein Recht darauf, dass sich die Politik da­rum kümmert, dass in diesen Einrichtungen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die diesen Namen auch verdienen. (Beifall bei den Grünen.)

Lassen Sie mich zum Abschluss aber auch noch einmal meine Definition von „Fami­lienfreundlichkeit“ sagen: Familienfreundlichkeit bedeutet nicht nur, dass man Politik für jene Familien macht, die von der ÖVP gemeint sind, sondern Familienfreundlichkeit be­deutet, dass man an alle Familien in Österreich denkt, und das betrifft auch jene Fami­lien, die keinen österreichischen Reisepass haben. Ihre Familienpolitik, Ihre Familien­freundlichkeit endet bei jenen Familien, die keinen Reisepass haben, aber seit zehn Jahren hier leben, integriert sind und von ihren Mitmenschen durchaus als Familie ver­standen werden. (Beifall bei den Grünen.)

10.16


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Schenk gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.16.19

Abgeordnete Martina Schenk (BZÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Frau Staats­sekretärin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! „Familienfreundliches Ös­terreich“, was soll das eigentlich bedeuten? Gibt es auf der einen Seite das offizielle Österreich und auf der anderen Seite die Familien, oben der Staat, unten die Familien, da der Zahler, dort der Empfänger? Sollen die österreichischen Familien jetzt Danke sagen, dass mit ihnen so freundlich umgegangen wird? – Ich sage Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren: Wir müssen heute den Familien Danke sagen, denn die Familien sind es, die Österreich eine Perspektive für die Zukunft geben! (Beifall beim BZÖ.)

Was in unserem von der Regierung als familienfreundlich gepriesenem offiziellem Ös­terreich leider fehlt, ist das Bewusstsein dafür, dass Familien Leistungsträger sind. Stattdessen werden sie oft wie Bittsteller behandelt.

Nach Berechnungen von Experten sind 80 Prozent der Unternehmen in Österreich in Familienbesitz. 70 Prozent der Beschäftigten sind in diesen Betrieben tätig. Wenn wir heute hier im Hohen Haus davon reden, dass Bilanz gezogen werden soll, dann hören wir uns doch einmal an, wie die Bilanz dieser Familien ausfällt, die die österreichische Wirtschaft am Laufen halten. Dass diese Familien – im Gegensatz zu anderen – wis­sen, wie eine Bilanz erstellt wird, wird hier wohl kaum jemand bestreiten wollen.

Schauen wir uns die Bilanz der österreichischen Familien doch einmal an und das, was danach noch vom familienfreundlichen Österreich übrig bleibt! Laut einer aktuellen Um­frage haben zwei Drittel der Eltern in Österreich das Gefühl, dass ihre Leistungen nicht gebührend anerkannt werden, weder materiell noch menschlich. Für jeden einzelnen Menschen stellt seine Familie einen Wert dar, den man sicherlich nicht mit Zahlen be­schreiben kann und auch nicht mit Zahlen beschreiben soll. Vielleicht ist aber gerade das der Grund dafür, dass die Familien in Österreich leider draufzahlen müssen. Und dass jetzt bei den Familien gespart werden soll, ist meiner Überzeugung nach schon rein wirtschaftlich nicht zu vertreten, denn ohne die unbezahlte Familienarbeit, die mehrheitlich von Frauen geleistet wird, würde unserer Gesellschaft der Boden unter den Füßen weggezogen werden, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Diese Familienarbeit ist leider nicht nur unbezahlt, sondern auch unbedankt. Das sieht man daran, dass jetzt der Sparstift bei jenen angesetzt werden soll, die kostenlos für unsere Gesellschaft arbeiten. Da noch für weitere Verunsicherung zu sorgen ist mei­nes Erachtens mehr als unseriös. (Beifall beim BZÖ.)

 


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