Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll77. Sitzung / Seite 133

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herausgepickt haben, sind es 93,9 Prozent, aber bei den Drei- bis Fünfjährigen sind es 88,5 Prozent. Und bei den unter Dreijährigen fehlen gar 40 000 Plätze.

Also: Nichts ist in Ordnung! (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Sie haben nicht zugehört!)

14.37


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Schönpass. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.37.38

Abgeordnete Rosemarie Schönpass (SPÖ): Geschätzte Damen und Herren! Erfreu­licherweise haben unsere Kinder in Österreich immer länger und häufiger Großeltern. Diese fungieren oft als sogenannte Reservearmee. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Sie sind für Kinder ein zusätzliches Sicherheitsnetz, wenn Eltern und öffentliche Einrichtungen nicht zur Verfügung stellen können, was Kinder brauchen. – Weil ich da ein Gelächter gehört habe: Ich bin immerhin auch fünffache Großmutter. (Beifall sowie Ruf bei der ÖVP: Nein, das ist positiv!)

Geschwisterbeziehungen gehören zu den intensivsten und längsten Beziehungen im Leben eines Menschen. Der Mythos des unsozialen Einzelkindes konnte in diesem Bericht nicht nachgewiesen werden. Dass Trennungen und Scheidungen eine große Herausforderung für die Partner und fast immer eine vorübergehende Krise für ein Kind bedeuten, wurde in diesem Bericht detailliert herausgearbeitet.

Geschätzte Damen und Herren, wussten Sie, dass die Stief-Familien, in denen die biologische und soziale Elternschaft nicht für beide Elternteile deckungsgleich ist, bei Weitem keine neue Familienform sind, sondern vor einigen Jahrhunderten noch wesentlich weiter verbreitet waren? Der einzige Unterschied ist der, dass früher Stief-Familien in der Regel nach dem Tod eines Elternteiles und heute eher nach einer Scheidung entstehen.

9,5 Prozent der österreichischen Kinder leben in Stief-Familien. Stiefeltern über­nehmen oft ganz selbstverständlich Betreuungs- und Erziehungsaufgaben. Diese Stief­eltern haben aber keine Rechte. Da besteht Handlungsbedarf, Frau Staatssekretärin. Bestätigt wurden in diesem Bericht zwei Ansätze von uns SozialdemokratInnen, die wir seit Langem verfolgen und fordern.

Erstens haben wir in Österreich einen sehr starken Zusammenhang zwischen dem sozialen Status der Familien und den von den Kindern angestrebten Bildungs­abschlüssen. Die Bildungsbeteiligung hängt immer und überall vom Bildungsniveau der Eltern, der ethnischen Herkunft und der Region ab.

Wie stark diese Faktoren aber tatsächlich wirken, hängt vom Schulsystem ab – und auch der Familienbericht bestätigt, dass Gesamtschulsysteme nachweislich Bildungs­un­gleich­heiten reduzieren.

Zum Zweiten wird ganz deutlich belegt, dass es kaum einen Zusammenhang zwischen der Geburtenrate und der Höhe der Geldleistung für Familien gibt, dass aber ein starker Zusammenhang zwischen der Geburtenrate und der Verfügbarkeit außer­häuslicher Betreuung zum Beispiel für Kleinkinder besteht. Da wir wissen, dass unsere Geburtenrate wesentlich niedriger ist als im OECD-Schnitt, müssen wir auch darüber reden, ob nicht weniger Direktzahlungen und dafür mehr Sachleistungen eher die Bedürfnisse der Familien befriedigen und so auch bei uns die Geburtenrate erhöhen könnten.

 


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