Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll80. Sitzung / Seite 216

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

20.29.22

Abgeordnete Elisabeth Hakel (SPÖ): Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Zum Vorwurf, dass Fünf-Parteien-Anträge oft zu allgemein formuliert sind und dass da nichts passiert, möchte ich sagen: Der Fünf-Parteien-An­trag zum Thema Wintersportwochen in den Schulen hat sehr wohl etwas gebracht, denn unser Sportminister ist dieser Aufforderung schon nachgekommen, die Winter­sportwochen zu attraktivieren. Im April 2010 hat es bereits mehrere Runde Tische ge­geben. Die Folge daraus ist ein dreijähriges Pilotprojekt, das am 1. Oktober gestartet worden ist, wo auch alle betroffenen Akteure beteiligt sind und mitarbeiten.

Zu den Lehrberufen: Fakt ist, dass immer weniger Jugendliche in eine Tourismuslehre gehen. Wir müssen uns natürlich fragen, warum das so ist. – Die Bezahlung ist schlecht, es sind familienunfreundliche Jobs und eine Ganzjahresbeschäftigung ist auch oft nicht möglich, weil es in sehr vielen Regionen nicht das ganze Jahr hindurch einen Tourismus gibt.

Im Übrigen bin ich auch gegen solche Schmalspur-Lehrberufe, wie zum Beispiel nur Re­zeptionistin. Warum? – In der Praxis funktioniert das nicht. In der Praxis werden nicht RezeptionistInnen gesucht. Im Bezirk Liezen etwa, dem größten Bezirk: 11 Prozent ar­beiten im Tourismus; 430 Menschen suchen Arbeit im Tourismus. Wissen Sie, wie vie­le Rezeptionisten gesucht werden? – Null!

Und warum ist das so? – Wir haben nur zwei große Hotelbetriebe, zwei Fünf-Sterne-Betriebe im Bezirk Liezen; alles andere sind kleine Pensionen, kleine Hotels, wo es nicht reicht, einfach nur RezeptionistIn zu sein, sondern da muss man vielfältig ausgebildet sein. Man muss an der Rezeption arbeiten können, im Service, in der Raumpflege, in der Küche. Man muss mehrere Sprachen sprechen können. Oft ist es auch von Vorteil, nicht nur Englisch zu sprechen. Man muss in Rhetorik geschult sein und natürlich auch Verkaufsgespräche führen können.

In diese Richtung sollten wir die Tourismus-Lehrberufe neu für die Zukunft ausrichten. (Beifall bei der SPÖ.)

20.31


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesordnungs­punkt ist Herr Abgeordneter Linder. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


20.31.47

Abgeordneter Maximilian Linder (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Prä­sident! Geschätzte Frau Staatssekretär! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Die Ausbil­dung im Tourismus ist sicherlich eine ganz, ganz hochwertige, eine, die jungen Men­schen viele Möglichkeiten, viele Chancen bietet. Ich glaube daher, unser Problem ist eher ein Imageproblem, das wir haben.

Ich bin der Meinung, dass es zwei Lösungsansätze dazu gibt. Ein Ansatz liegt sicher­lich in der Berufsberatung in den Schulen, und da musste ich leider selbst miterleben, dass dort den jungen Leuten gesagt wurde: Wollt ihr wirklich jeden Sonntag arbeiten, wollt ihr wirklich zu den Ferienzeiten arbeiten, wollt ihr wirklich jeden Feiertag arbeiten?!

Ich glaube, das wäre der erste Punkt, wo wir ansetzen und versuchen müssten, diesen Beruf als interessanten und guten Beruf zu zeigen.

Das Zweite ist sicherlich das Problem flexible Arbeitszeiten. Wenn man weiß, dass der Lehrling jedes zweite Wochenende freihaben muss und gerade in vielen Betrieben wo­chenends die interessanten Arbeiten passieren, weil Buffets herzurichten sind, weil an­spruchsvollere Arbeiten verlangt werden, müsste man da, wie ich meine, noch flexibler und offener sein, um der Jugend diese Arbeit schmackhafter zu machen.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite