Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll83. Sitzung / Seite 160

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eingetragenen PsychotherapeutIn eine Leistung in Anspruch nehmen mussten und die Zahlung erfolgt ist, die Zahlung einreichen können. Dann bekommen sie einen Zuschuss.

Ich darf darüber hinaus im Zusammenhang mit der Forderung nach einem Gesamt­vertrag festhalten, dass es bei einem Gesamtvertrag mindestens zwei Verhandlungs­partner geben muss, die mit einem Vertrag einverstanden sind, und dass genau diese Frage von Verträgen in den Bereich der Selbstverwaltung gehört. Der Herr Bundes­minister kann nicht aufgefordert werden, in die Autonomie der Selbstverwaltung einzugreifen. Daher wird dieser Antrag von unserer Fraktion abgelehnt. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

16.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Grünewald gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.43.08

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundesminister! Man redet seit Jahrzehnten von einer Zwei-Klassen-Medizin. Wenn ich mir die Situation psychisch Kranker anschaue, dann meine ich, es kommt die Drei-Klassen-Medizin dazu.

Es ist evident, dass im Bereich psychischer Erkrankungen eine nachgewiesene – und von besten Studien, auch dem ÖBIG, nachgewiesene – Unterversorgung existiert. Es bestehen Wartelisten für ambulante Behandlungen von einem halben Jahr und darüber, bei stationären teilweise länger.

Extrem ist die Situation im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie und -psychiatrie. Da ist nicht einmal ein Drittel der notwendigen Behandlungen abgedeckt, und zwei Drittel der PatientInnen steht keine Therapie zur Verfügung. Das ist unerträglich! Es ist schon richtig, was Kollegin Csörgits sagt, Krankenkassen haben Verträge, aber viele Verträge sind bis zu einer bestimmten Stundensumme, bis zu einer bestimmten Finanzsumme gedeckelt. Wenn diese aus ist, gibt es nichts mehr.

Stellen Sie sich so eine Situation bei körperlichen Erkrankungen vor! Jemand bricht sich das Bein, ein anderer braucht eine Nieren-Ersatztherapie, also eine Dialyse, ein Vierter hat einen Herzinfarkt, es ist September, und man sagt: Machen Sie es nächstes Jahr! – Das wäre undenkbar, ein Aufschrei ginge durch die ganze Republik! Bei psychisch Kranken scheint das vielen Verantwortlichen entweder wurscht zu sein oder sie sehen sich nicht in der Lage, die Situation zu verändern, die aber verändert werden muss.

Wir haben mit einer Gruppe von Kinderärztinnen und -ärzten Daten vom Ministerium erfahren und noch weiter ausgearbeitet. Da zeigt sich, dass in Deutschland die dreifache Zahl von Kindern und Erwachsenen eine volle – nicht nur „bezuschusste“, eine volle! – Psychotherapie ohne private Zuzahlungen bis zu einem Stundenausmaß von 300 Stunden bekommt. Das ist in Österreich undenkbar.

In Österreich gibt es das Übliche, eines der föderalen Gefälle: In Vorarlberg wird relativ gesehen am meisten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Psychotherapie in Österreich ausgegeben, in Wien am wenigsten – absolut natürlich aufgrund der Größe Wiens am meisten.

Es kann nicht sein, dass Deutschland pro Kopf eines Jugendlichen das Dreifache von Österreich in die Psychotherapie finanziert, und es ist außerdem auch nicht klug.

Man hört dann: Es gibt in Wien eine Lehrpraxis, und die steht im Gesetz auch drinnen, und daher müssen wir jetzt nichts tun! Ich kenne viele Gesetze, wo etwas drinnen


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