Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll83. Sitzung / Seite 161

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

steht, was aber nicht umgesetzt wurde. Das ist kein Grund, nichts zu tun, im Gegenteil: Gute Psychotherapeuten müssen wie gute ÄrztInnen auch Erfahrungen am Patienten machen – supervidiert. Dafür muss eine Finanzierungsschiene gefunden werden.

Die Folgekosten sind enorm. Die zweithäufigste Ursache der Invaliditätspension sind psychische Erkrankungen. Es ist eine der häufigsten Ursachen von Fehlzeiten am Arbeitsplatz, das heißt Krankenständen. Ich denke, Kinder werden zu spät diagnos­tiziert, zu spät versorgt. Sie versagen dann vielfach in der Schule und sind später arbeitslos. Das bedeutet auch volkswirtschaftliche Schäden. Wenn man schon sozial nur mäßig ausgeprägte Antennen hat, sollte man die ökonomischen benutzen. Dann wäre Handlungsbedarf ebenso gegeben. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Fuhrmann. – Bitte.

 


16.47.03

Abgeordnete Mag. Silvia Fuhrmann (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Grundsätzlich möchte ich bei der Rede des Herrn Kollegen Grünewald anschließen: Auch ich bin der Meinung, dass durchaus Handlungsbedarf gegeben ist. Es ist auch grundsätzlich nicht falsch, über die Ausbildung von Psychotherapeuten nachzudenken, Verbesserungsvorschlage einzubringen und Innovationsideen zu suchen.

Das Konzept der Lehrpraxen, so wie die FPÖ das vorschlägt, halte ich allerdings nicht für den richtigen Weg. Ich sage Ihnen auch, warum. Gründe dagegen gibt es mehrere. Der wesentlichste ist meiner Meinung nach der, dass sich angehende Psycho­therapeuten, die sich quasi noch in der Lehre befinden, wenn es nach der FPÖ geht, alleine beziehungsweise ohne fachliche Eignung mit Patienten auseinander­setzen sol­len, die tiefsitzende psychische Probleme haben.

Ich denke, dass dies für beide Seiten, nämlich sowohl für die Patienten als auch für angehende Psychotherapeuten, durchaus ein Gefahrenpotential darstellen kann, dem wir beide nicht aussetzen sollten. Übertragen auf das Medizinstudium würde das auch bedeuten, dass beispielsweise Medizinstudenten Patienten behandeln dürfen oder Patienten sogar operieren können sollten, was – so glaube ich –, wenn man selbst daran denkt, einmal betroffen sein zu können, kein gutes Gefühl erzeugt.

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist gerade in Zeiten wie diesen, dass man auch sehr gut überlegen sollte, in was man investiert. Da bedarf es jedenfalls überzeugender Finanzierungskonzepte. Lehrpraxen, so wie das die FPÖ vorschlägt, erscheinen mir sehr teuer. Die Frage ist: Wie sollte das Ihrer Meinung nach bezahlt werden? Das müsste jedenfalls diskutiert werden.

Die FPÖ fordert auch, die Psychotherapie gesamtvertraglich zu regeln. Dem entgegen­halten möchte ich die vorhandenen Vereinslösungen, die es bereits auf Landesebene gibt. Dadurch wurde ein sehr gutes und funktionierendes System geschaffen. Auf Landesebene werden jedes Jahr die Studienkontingente der Psychotherapeuten um 30 Prozent ausgeweitet. Das ist meines Erachtens sehr viel und reicht vollkommen aus.

Aus den genannten Gründen werden wir dem Antrag nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)

16.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter List. – Bitte.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite