Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 136

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Und ich möchte aufgrund der Diskussion am Vormittag, in der Fragestunde, jetzt von Ih­nen, Frau Ministerin Karl, wissen: Was sind diese privaten Mittel, die da kommen? Wir haben jetzt 1,3 Prozent des BIP für die Universitäten. Es fehlen 0,7 Prozent, das sind nach Adam Riese 2 Milliarden € pro Jahr. Wo kommen diese privaten Mittel her?

Sponsoring, hat Frau Ministerin Karl gesagt. Was soll das heißen? Soll die Uni Wien jetzt in „Red Bull Universität“ umbenannt werden, und wir rennen dann alle mit den Kapperln oder Leiberln herum oder was weiß ich? Das ist Sponsoring im Eishockey, im Fußball und so weiter. (Die Abgeordneten Großruck und Dr. Stummvoll: Eine gute Idee!) – „Gute Idee!“, sagen diese Zyniker von der ÖVP. Mir geht da der Humor aus, das sage ich Ih­nen ehrlich. Ich möchte das jetzt wissen. (Beifall bei den Grünen.)

Und bei den außeruniversitären Einrichtungen, Herr Minister: Tun Sie nicht so, als wä­re das durchgeplant! Ich kenne das Schreiben der Ministerin Karl. Da ist überhaupt nicht die Rede von irgendwelchen Kriterien oder was, sondern da wird gesagt: Die Ba­sisfinanzierung wird gestrichen auf null. Basta! (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Eine Stärkung, hat er gesagt! Eine Stärkung sei das!) – Da rudern Sie jetzt zurück, weil Sie merken, was Sie damit anrichten, weil Sie in der Öffentlichkeit nicht argumentieren können, dass das Erwin-Schrödinger-Institut für Mathematische Physik in der Basisfi­nanzierung gekappt wird, nach dem Motto: Wiederschau’n! Peripherie der Wissenschaft interessiert uns nicht! – Das können Sie nicht argumentieren, und deswegen rudern Sie zurück.

Sie rudern wahrscheinlich auch in den Geisteswissenschaften zurück, zum Beispiel beim Institut für die Wissenschaften vom Menschen, weil Ihnen irgendjemand erklärt hat, wel­che Arbeit die leisten. Gewusst haben Sie es nicht! Sie wussten nicht, was Sie tun in diesem Bereich, dass sich diese Institute, nämlich die Universität und die Außeruniver­sitären gegenseitig bedingen und gegenseitig nützen. Ich weiß das. Ich bin ein Univer­sitätsmensch, aber ich war auch vier Jahre an einem außeruniversitären Institut in Ber­lin – das war die schönste Zeit meines akademischen Lebens, das sage ich gleich da­zu –, und ich weiß, was Flexibilität bedeutet, was Unabhängigkeit von der bürokratischen Struktur einer großen Universität bedeutet.

Was Sie für das intellektuelle Leben in Wien und in Österreich – früher hätte man gesagt: für das geistige Leben in Wien und in Österreich – und für die Wissenschaft in Wien und in Österreich durch diese kaltschnäuzige Kappung der sogenannten Basisfinanzierung beinahe angerichtet haben – hoffen wir, dass Sie es nur beinahe angerichtet haben! –, um ein Haar angerichtet hätten, das spottet jeder Beschreibung. Wenn Sie jetzt zurück­rudern, sage ich: Bravo! Aber tun Sie jetzt nicht so, als wäre das gut geplant und struk­turiert gewesen! Belästigen Sie uns nicht mit diesen Ausflüchten! Machen Sie jetzt das Richtige – dann werden wir Sie loben –, aber nicht so, auf diese fiese Art! (Beifall bei den Grünen. – Ruf: Professoral vorgetragen war das nicht!)

15.48


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 5 Minuten. – Bitte.

 


15.49.06

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vi­zekanzler, die Art und Weise, in der Sie diese Dringliche beantwortet haben, hat mich doch ein wenig überrascht und enttäuscht. Nicht, dass ich mir erwartet hätte, dass sich der Herr Finanzminister heute herstellt und sagt: Alles ganz anders! Wir schnüren das Sparpaket auf, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich völlig geändert! (Ruf beim BZÖ: ... Kontraredner?) – Das habe ich mir nicht erwartet. Aber was ich mir schon erwartet hätte, ist, dass Sie andere Signale geben (Abg. Ing. Westenthaler: Sehr beliebt ist er nicht, der Finanzminister, in der eigenen Koalition!), nämlich an die jungen


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