16.17
Abgeordnete Anna Franz (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Hohes Haus! Grundsätzlich ist festzustellen, dass das Bildungsbudget seit 2001 kontinuierlich angestiegen ist, und das ist sehr erfreulich. Es sind auch viele positive Dinge passiert: Die Mittags-, die Nachmittagsbetreuung wurde ausgebaut, die Sprachförderung hat sich verbessert, die Klassen sind kleiner geworden. Und es gibt auch eine große Anzahl an Schulversuchen, mit einer noch größeren Vielfalt an Modellversuchen. Das ist grundsätzlich positiv, nur sollte nach einem Versuch einmal evaluiert werden, um dann zu entscheiden, ob das jeweilige Modell das richtige ist, ob es in das Regelschulwesen übernommen werden soll oder ob die Stopptaste gedrückt wird. (Abg. Öllinger: Geh bitte, das haben wir ja schon 30 Jahre!)
Beispielsweise Ethikunterricht: Es laufen einige sehr erfolgreiche Schulversuche in diesem Bereich, und ich würde mir wünschen, dass gerade dieser Ethikunterricht ins Regelschulwesen übernommen werden könnte. (Abg. Öllinger: Sie wissen aber auch die Position der ÖVP!)
Zum Modellversuch in der Sekundarstufe 1: Hier gibt es wunderbare Modelle, die mit größtem Engagement der Lehrerschaft vorangetrieben werden – siehe Vorarlberg, die Vorarlberger Mittelschule. Nur: Es gibt nicht die Neue Mittelschule, sondern die verschiedensten Projekte. Ich bin deshalb schon sehr gespannt auf eine erste Evaluierung und darauf, welche Elemente der verschiedenen Modelle dann auch ins Regelschulwesen übernommen werden können.
Nun noch zum peinlichen PISA-Ergebnis und zur noch peinlicheren PISA-Debatte: Die Lösung für all die Probleme in der gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen zu sehen, ist naiv und geht am Thema vorbei. Tatsache ist, dass – laut TIMSS-Stichprobe im Jahr 2007 – bereits in den Volksschulen die Leistungen der SchülerInnen enorme Unterschiede aufweisen. Trotz Führung als Gesamtschule, einheitlicher Lehrpläne, einheitlich ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer und auch ähnlicher Ressourcen ergeben sich zwischen den besten und den schlechtesten österreichischen Volksschulen dramatisch große Unterschiede.
Da müssten doch die Fragen erlaubt sein: Welche Schulen sind die besten? Warum sind sie die besten? Was können wir von ihnen lernen? Und wie kann man die schlechtesten nach oben bringen? (Beifall bei der ÖVP.)
Nichtssagende Durchschnittsergebnisse bringen uns nicht weiter, Details und regionale Aufschlüsselungen sind gefragt. – Das würde ich mir bei der PISA-Studie auch wünschen.
Aber: In jeder Krise steckt auch eine Chance! – Die Konsequenz aus der PISA-Studie kann keine Systemdiskussion sein, sondern man muss bei denen ansetzen, die unseren Kindern Rechnen, Lesen und Schreiben beibringen, nämlich bei den Lehrerinnen und Lehrern.
Es kann nicht sein, dass permanent eine Berufsgruppe schlechtgeredet wird, dass öffentlich Lehrer-Bashing betrieben wird (Abg. Öllinger: Wer tut denn das?) und dass man die Lehrer mit lächerlichen Anfangsgehältern abspeist. Wundern wir uns daher nicht, wenn wir einem großen Lehrermangel entgegensehen – bei uns in Vorarlberg ist er schon sehr deutlich zu spüren.
Deshalb brauchen wir ein neues Lehrerdienstrecht, und zwar sofort. Dieses Projekt ist längst überfällig. Wir müssen ernsthaft verhandeln. Es ist höchst an der Zeit, dass dieses Dienstrecht auf die Welt kommt – mit einer leistungsgerechten Bezahlung und höheren Einstiegsgehältern –, denn unsere Pädagoginnen und Pädagogen brauchen öffentliche Anerkennung und mehr Wertschätzung.
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