Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 247

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16.17.26

Abgeordnete Anna Franz (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Ho­hes Haus! Grundsätzlich ist festzustellen, dass das Bildungsbudget seit 2001 konti­nuierlich angestiegen ist, und das ist sehr erfreulich. Es sind auch viele positive Dinge passiert: Die Mittags-, die Nachmittagsbetreuung wurde ausgebaut, die Sprachförde­rung hat sich verbessert, die Klassen sind kleiner geworden. Und es gibt auch eine große Anzahl an Schulversuchen, mit einer noch größeren Vielfalt an Modellversu­chen. Das ist grundsätzlich positiv, nur sollte nach einem Versuch einmal evaluiert wer­den, um dann zu entscheiden, ob das jeweilige Modell das richtige ist, ob es in das Regelschulwesen übernommen werden soll oder ob die Stopptaste gedrückt wird. (Abg. Öllinger: Geh bitte, das haben wir ja schon 30 Jahre!)

Beispielsweise Ethikunterricht: Es laufen einige sehr erfolgreiche Schulversuche in die­sem Bereich, und ich würde mir wünschen, dass gerade dieser Ethikunterricht ins Re­gelschulwesen übernommen werden könnte. (Abg. Öllinger: Sie wissen aber auch die Position der ÖVP!)

Zum Modellversuch in der Sekundarstufe 1: Hier gibt es wunderbare Modelle, die mit größtem Engagement der Lehrerschaft vorangetrieben werden – siehe Vorarlberg, die Vorarlberger Mittelschule. Nur: Es gibt nicht die Neue Mittelschule, sondern die ver­schiedensten Projekte. Ich bin deshalb schon sehr gespannt auf eine erste Evaluierung und darauf, welche Elemente der verschiedenen Modelle dann auch ins Regelschulwe­sen übernommen werden können.

Nun noch zum peinlichen PISA-Ergebnis und zur noch peinlicheren PISA-Debatte: Die Lösung für all die Probleme in der gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjähri­gen zu sehen, ist naiv und geht am Thema vorbei. Tatsache ist, dass – laut TIMSS-Stichprobe im Jahr 2007 – bereits in den Volksschulen die Leistungen der SchülerIn­nen enorme Unterschiede aufweisen. Trotz Führung als Gesamtschule, einheitlicher Lehr­pläne, einheitlich ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer und auch ähnlicher Res­sourcen ergeben sich zwischen den besten und den schlechtesten österreichischen Volksschulen dramatisch große Unterschiede.

Da müssten doch die Fragen erlaubt sein: Welche Schulen sind die besten? Warum sind sie die besten? Was können wir von ihnen lernen? Und wie kann man die schlech­testen nach oben bringen? (Beifall bei der ÖVP.)

Nichtssagende Durchschnittsergebnisse bringen uns nicht weiter, Details und regionale Aufschlüsselungen sind gefragt. – Das würde ich mir bei der PISA-Studie auch wün­schen.

Aber: In jeder Krise steckt auch eine Chance! – Die Konsequenz aus der PISA-Studie kann keine Systemdiskussion sein, sondern man muss bei denen ansetzen, die unse­ren Kindern Rechnen, Lesen und Schreiben beibringen, nämlich bei den Lehrerinnen und Lehrern.

Es kann nicht sein, dass permanent eine Berufsgruppe schlechtgeredet wird, dass öffentlich Lehrer-Bashing betrieben wird (Abg. Öllinger: Wer tut denn das?) und dass man die Lehrer mit lächerlichen Anfangsgehältern abspeist. Wundern wir uns daher nicht, wenn wir einem großen Lehrermangel entgegensehen – bei uns in Vorarlberg ist er schon sehr deutlich zu spüren.

Deshalb brauchen wir ein neues Lehrerdienstrecht, und zwar sofort. Dieses Projekt ist längst überfällig. Wir müssen ernsthaft verhandeln. Es ist höchst an der Zeit, dass die­ses Dienstrecht auf die Welt kommt – mit einer leistungsgerechten Bezahlung und hö­heren Einstiegsgehältern –, denn unsere Pädagoginnen und Pädagogen brauchen öf­fentliche Anerkennung und mehr Wertschätzung.

 


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